80. Jahrestag: Beginn der Verhaftungswelle der Gestapo gegen die Welser Gruppe

Anlässlich des 80. Jahrestags des Beginns der Verhaftungswelle gegen die „Welser Gruppe“ am 7. September 1944 erinnert der KZ-Verband/VdA Oberösterreich an die Männer und Frauen des österreichischen politischen Widerstandskampfs, die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus eingesetzt haben.

Die Bezeichnung „Welser Gruppe“ stammt von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Die Gestapo berichtet im September 1944 über den „Stand der illegalen Kommunistischen Partei Österreichs, Gebiet Oberdonau“. Aus der Gestapo Planskizze geht hervor, dass die Gestapo 158 Männer und Frauen identifizieren und verhaften konnte, einige Widerstandsgruppen wurden allerdings nicht enttarnt. Diese Widerstandsorganisation war in den Gemeinden Ebensee, Gmunden, Gschwandt, Laakirchen, Lambach, Linz, Steyr, Stadl-Paura und Wels und in deren wichtigsten Betrieben verankert. Die Widerstandsorganisation umfasste zusätzlich zu den Kommunisten, die die führende Rolle innehatten, Menschen unterschiedlicher politischer Gesinnung wie Revolutionäre Sozialisten, Katholiken, ehemalige Anhänger der großdeutschen Bewegung und Angehörige des Heimatschutzes. Mehr als 40 Prozent der verhafteten Männer und Frauen dieser Organisation starben bei den Verhören der Gestapo, bei Folterungen in den Konzentrationslagern, bei Erschießungen, in der Gaskammer oder bei US-Bombenangriffen auf Linz. Es gelang der Gestapo aber einen Spitzel, einzuschleusen. Als dieser aufzufliegen drohte, begann am 7. September 1944 die Gestapo mit einer Verhaftungswelle. Die Frauen wurden in Linz inhaftiert, der Großteil der Männer wurde ins KZ Mauthausen eingeliefert, wo die Linzer Gestapo eine Nebenstelle errichtet hatte.

Diejenigen der Welser Gruppe, die die Torturen und Qualen bis knapp vor Kriegsende in Mauthausen überlebten, wurden auf direkten Befehl des Nazi-Gauleiters von Oberdonau Eigruber in der letzten Vergasungsaktion in Mauthausen vom 28. auf 29. April 1945, einen Tag nach der Proklamation der Unabhängigkeitserklärung und Regierungsbildung vom 27. April 1945 in Wien, ermordet, darunter auch das Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ, Josef (Sepp) Teufl aus Linz . Danach wurde die Gaskammer abmontiert, am 5. Mai 1945 wurde das KZ Mauthausen befreit.

Der Befehl Eigrubers war eine direkte Reaktion auf die Regierungsbildung in Wien, um die Beteiligung von Kommunisten an einer Provisorischen Regierung in Oberösterreich zu verhindern.

Nur der Welser Widerstandskämpfer Richard Dietl konnte sich der Ermordung in der Gaskammer durch Flucht und mit Hilfe des Lagerwiderstands entziehen und in seinem unmittelbar nach der Befreiung erschienen Bericht über das Schicksal und den Leidensweg dieser Widerstandskämpfer berichten. Der Bericht Richard Dietls ist im Buch von Peter Kammerstätter „Dem Galgen, dem Fallbeil, der Kugel entkommen“, herausgegeben vom KZ-Verband OÖ, nachlesbar.

Dem Eigruber Befehl wurde auch andernorts umgesetzt, so beispielhaft in Linz-Schörgenhub u.a. mit der Ermordung von Risa Höllermann und Gisela Tschofenig-Taurer oder am 1. Mai mit den Hinrichtungen in Treffling.

In Oberösterreich wurden nach der Befreiung zahlreiche Erinnerungszeichen, Denkmäler und Gedenktafeln zur Ehrung der Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer der Welser Gruppe errichtet, die im Kampf gegen den Faschismus, für ein freies und unabhängiges Österreich ihr Leben gaben. Sie leisteten den eigenen Beitrag zur Befreiung vom Faschismus, den die Anti-Hitlerkoalition (UdSSR, USA und Großbritannien) in der Moskauer Deklaration im Oktober 1943 vom österreichischen Volk eingefordert hat.