Am Donnerstag 23. November 2023 fand anlässlich des 79. Todestags von Hugo Müller, der am 23. November 1944 im Partisanenkampf gegen SS fiel, eine Gedenkkundgebung des KZ-Verband/VdA Oberösterreich vor der Gedenktafel an der Tabakfabrik statt.

Die Gedenktafel erinnert an fünf kommunistische Arbeiter der Tabakfabrik die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus, für die Befreiung Österreichs verloren haben. Vier von Ihnen, Sepp Teufl, Rudolf Kühberger, Heinrich Obermayr und Anton Schmelensky, gehörten zur sogenannten Welser Gruppe und wurden im September 1944 im Zuge der Verhaftungswelle der Gestapo gegen 158 Männer und Frauen des Widerstands verhaftet und im KZ-Mauthausen ermordet, der fünfte, Hugo Müller fiel vor 79 Jahren im Partisanenkampf.

Die Gedenktafel konnte erst 2002 nach langwierigen Auseinandersetzungen auf maßgebliche Initiative von Widerstandskämpfer Rudolf Haunschmid und Inge Ertelt, der Tochter Sepp Teufls, am alten Haupteingang der Tabakfabrik im Beisein der Hinterbliebenen enthüllt werden. Im Zuge der Abrissarbeiten am nicht-denkmalgeschützten Bereich der Tabakfabrik wurde die Gedenktafel im Einvernehmen mit dem KZ-Verband/VdA OÖ verlegt. Es erfolgte auch an der Glaswand ein sichtbarer Hinweis auf diese fünf österreichischen Widerstandskämpfer der Tabakfabrik. 2017 erschien die KZ-Verband/VdA OÖ-Publikation „Hugo Müller. Biographie eines Widerstandskämpfers“.

Gedenkkundgebung 79. Todestag von Hugo Müller

Bei der Gedenkkundgebung konnte der Landesvorsitzende Harald Grünn Peter Müller, Sohn von Hugo Müller und seine Familie, als Vertreter der Botschaft der Russischen Föderation den Leiter der Kulturabteilung, Herrn Nikolay Ageev ebenso wie Frau Julia Egger vom Forschungszentrum Memory Austria begrüßen. Desweiteren wurden die KPÖ-Gemeinderäte der Stadt Linz, Gerlinde Grünn und Michael Schmida, Vertreter der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer Oberösterreich, Partei der Arbeit, Jugendfront und Roter Fahne begrüßt. Die Gedenkkundgebung wurde musikalisch von Gigs Buchinger begleitet.

In der Gedenkrede erinnerte Florian Schwanninger, der auch eine Biographie über Hugo Müller verfasst hat, an das Leben und Wirken Hugo Müllers.

Biographie Hugo Müller

Hugo Müller gehört wie viele andere zu jenen Menschen, die im Kampf für ein freies und demokratisches Österreich ihr Leben ließen – deren Namen aber selbst in ihren Heimatorten kaum über einen kleinen Kreis hinaus bekannt sind.

Müller wurde am 30. Oktober 1910 in eine Linzer Arbeiterfamilie geboren. Er war als Hilfsarbeiter in der Linzer Tabakfabrik tätig, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und des Schutzbundes. Müllers Mutter Aurelia war eine Schwester des Schutzbundkommandanten von Oberösterreich, Richard Bernaschek. Hugo Müller beteiligte sich am 12. Februar 1934 bei den Kämpfen um den Linzer Wirtschaftshof und wurde dort verhaftet. Er befand sich bis zum 5. März in Haft. Parallel dazu erfolgte die Entlassung aus dem Dienst der Tabakwerke. Vor seinem Gerichtsprozess flüchete der begeisterte Arbeitersportler und Bergsteiger in die Tschechoslowakei und konnte von dort in die Sowjetunion ausreisen. Bereits 1933 hatte er sich der KPÖ angeschlossen.In Moskau absolvierte Hugo Müller eine Lehre als Dreher und war auch als Bergsteiger-Instrukteur im Kaukasus tätig. Seine Freundin Hildegard folgte ihm 1935 aus Linz nach, wo sie am 4. Juli 1936 heirateten.

Im Herbst 1936 ging Hugo Müller als einer der ersten aus Moskau nach Spanien, um in den Internationalen Brigaden die spanische Republik gegen den Faschismus zu verteidigen. In Spanien war Hugo Müller unter dem Decknamen Adolf Fischer u. a. als Kommandant des Spezialbataillons, einer schnellen Eingreiftruppe, der 35. Division tätig – zuletzt im Rang eines Majors.

Nach der Niederlage der spanischen Republik kam Müller im Frühling 1939 zurück nach Moskau. 1940 wurde hier sein Sohn Peter geboren. Müller war nun Bergsteiger-Lehrer im Kaukasus. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion durchlief er eine Ausbildung zum Fallschirmkundschafter bzw. zum Kampf hinter der Front.

Im Sommer 1944 sprang Hugo Müller mit dem Fallschirm mit anderen Österreichern als Mitglied der Kampfgruppe Avantgarde über dem befreiten Gebiet um Crnomelj, im heutigen Slowenien, ab, um an der Befreiung seiner Heimat vom NS-Regime mitzuwirken. Ihr Auftrag war es, Sabotageakte zu verüben, lokale Widerstandszentren zu schaffen und den illegalen KPÖ-Apparat zu reorganisieren.

Am 23. November 1944 kam es in der Ortschaft Rothwein bei St. Oswald ob Eibiswald in der Nähe von Deutschlandsberg (Stmk.) zu einer Gefecht. Die SS überfiel die bei einem Bauern lagernde Gruppe. Dabei wurde Hugo Müller durch Schüsse aus einem MG getötet.

Hugo Müllers Frau Hildegard und sein Sohn Peter kehrten 1946 mit einem sowjetischen Flugzeug nach Linz zurück. Hildegard Müller wurde 1948 als Hinterbliebene eines Opfers des Kampfes um ein freies, demokratisches Österreich anerkannt. Sie war bis zu ihrer Pensionierung in der Linzer Tabakfabrik tätig und arbeitete zusammen mit Inge Ertelt, der Tochter Sepp Teufls.

Zum Abschluss ehrten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Hugo Müller mit Blumenniederlegungen an der Gedenktafel.

Ehrung von Hugo Müller
Ehrung von Hugo Müller
Ehrung von Hugo Müller

Der Landesvorsitzende Harald Grünn bedankte sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Namen des KZ-Verband/VdA Oberösterreich für die Ehrung des Februarkämpfers, Spanienkämpfers, Kämpfers der Roten Armee und des Partisanen Hugo Müller und bat, die Erinnerung an den österreichischen antifaschistischen Widerstandskampf wachzuhalten.