Image

Am 22. September 2008 feiert unser Widerstandskämpfer Max Petek aus Steyr seinen 95igsten Geburtstag. Der Landesvorstand des KZ-Verband/VdA Oberösterreich gratuliert seinem langjährigen Steyrer Bezirksobmann und jetzigen Stellvertretenden Landesvorsitzenden aufs Herzlichste!


Max Petek wurde am 22. September 1913 in Marburg geboren.
Der einbrechende Krieg ließ auch ihn, wie so viele andere Kinder seiner Zeit, vaterlos aufwachsen. Sein Vater Ludwig Petek musste zwar nicht an die Front, denn er war nach einem Radunfall auf einem Auge erblindet und daher kriegsuntauglich, wurde aber den Daimler-Werken in Wiener Neustadt dienstzugeteilt. Seine Mutter Margarete verdiente währenddessen etwas Geld als Wäscherin. Vor allem in Folge des Krieges herrschte bittere Not und man lebte von Polenta, Gemüse – soweit es im eigenen Garten wuchs – Zichoriekaffee und gekochten Kastanien, die er mit seiner Schwester Elisabeth in den umliegenden Wäldern sammelte. Diese erste Zeit der Kindheit in bitterer Not prägte sein ganzes Leben. Die Mutter und Schwester, obwohl schon vom Tod gekennzeichnet, überlebten die schwere Ruhrepidemie, die nach dem Ersten Weltkrieg ausbrach.

1922 übersiedelte die Familie schließlich zum Vater nach Wiener Neustadt, den Max zum ersten Mal seit 9 Jahren wiedersah. Kurz darauf wurde sein Bruder Karl geboren. Die Freizeit verbrachte er bei den Kinderfreunden. Er war ein guter Schüler, der die Volks- und Hauptschule besuchte, für die Realschule fehlte das Geld. Im Hause Petek war die Not ständiger Gast.

Mit 13 Jahren war Max bereits Obmann der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), mit 14 begann er eine Lehre als Mechaniker in den Daimler-Werken. Als im Februar 1934 in vielen Industriegebieten und Arbeitervierteln geschossen wurde, blieb es in Wiener Neustadt ruhig, die großmäuligen rechten Schutzbundführer ließen sich verhaften. Die Enttäuschung über die Niederlage und vor allem über die zaudernden sozialdemokratischen Funktionäre, die diese zu verantworten hatten, brachte ihn und viele seiner Freunde aus der SAJ zum illegalen Kommunistischen Jugendverband (KJV).

Im Widerstand gegen den Austrofaschismus

Nach einer größeren Fusion wurde das Daimler-Werk in Wiener Neustadt stillgelegt und die Maschinen kamen nach Steyr. Als 21-jähriger kam Max nur mit einem Koffer in der Hand, nach Steyr. Politische Aktivitäten waren im Austrofaschismus verboten, sie wurden mit dem Sport, dem Bergsteigen im Speziellen verbunden, und als Tarnung für die illegalen Zusammenkünfte benutzt. So nahm Max an mehrenen illegalen Marxismus-Schulungen des Kommunistischen Jugendverbands unter Leitung von Hermann Langbein am Schoberstein teil. Der Sport hatte schon immer einen wichtigen Stellenwert in seinem Leben eingenommen. Freunde fand er in Steyr schnell. Gemeinsam paddelten sie, gingen in die Berge, fuhren Schi und bauten auch gemeinsam ein Bootshaus an der Enns. In ihrer Lebensführung waren sie sehr strikt – Alkohol und Zigaretten lehnten sie ab. In dieser Zeit lernte er seine spätere Frau Karoline kennen. Die ausgezeichnete Turnerin stammte wie er aus einer sozialdemokratischen Familie und war ebenfalls im Steyr-Daimler-Puch-Werk, wie die Firma seit der Fusion im Jahr 1934 hieß, beschäftigt.

Im Widerstand gegen den Nazi-Faschismus

Der Einmarsch der deutschen Truppen im März 1938 kam für Max nicht überraschend. Für Max war von Anfang an klar – Hitler bedeutet Krieg. Überall kamen plötzlich die Nazis aus ihren Schlupflöchern. Viele Bekannte von denen man es nicht geglaubt hätte, waren auf einmal Nationalsozialisten, vor allem viele ehemalige Wehrturner, der Elite des Schutzbundes.
Max, ein ausgezeichneter Facharbeiter wurde zum Panzer- und Flugzeugmonteur ausgebildet und unabkömmlich für die Arbeit in den Steyrer Werken gestellt.

Kurz nach Kriegsausbruch kam es zu einem einschneidenden Erlebnis. Sein Freund Toni kehrte völlig verstört vom Polenfeldzug zurück. Er war früher immer ein sehr lustiger und lebensfroher Mensch gewesen. Bei einer Tour auf den Kasberg erzählt er Max und einem weiteren Bergkameraden von seinen erschütternden Erlebnissen. Toni hatte den Auftrag erhalten, mit einem Kastenwagen Juden zu transportieren und nach der Abfahrt seien mittels einer Spezialkonstruktion Abgase in den Frachtraum geleitet worden. Nach rund 40 km habe niemand mehr gelebt und 40 bis 50 Tote seien ausgeladen worden.
Auch in Steyr wusste man von den Geschehnissen in den Konzentrationslagern. Pausenlos wurden Leichen aus dem KZ Mauthausen in das Steyrer Krematorium gebracht. Dies war in der Zeit als Mauthausen noch kein eigenes Krematorium besaß. Der Rauch und der Gestank aus dem Schornstein waren in Steyr für jedermann sicht- bzw. riechbar.

Sie trafen sich mit Gleichgesinnten und bildeten illegale kommunistischen Betriebszellen in den Steyr-Werken. Sie sammelten für die Angehörigen von Verhafteten und gefallenen Spanienkämpfern.

Verhaftung

Im Sommer 1942 wurde Karl Punzer verhaftet, sein eigener Vater, ein fanatischer Nazi, hatte ihn denunziert.
Max spielte bereits mit dem Gedanken unterzutauchen oder sich nach Jugoslawien zu den Partisanen durchzuschlagen, was er dann aber mit Rücksicht auf seine Frau Karoline, die an einer schweren Nierenkrankheit litt, nicht tat. Er wollte sie auf keinen Fall im Stich lassen. Anfang September wurde Max dann schließlich von Gestapo-Männern an seinem Arbeitsplatz verhaftet. Seine Freunde Bloderer, Draber und die anderen Mitglieder der Gruppe waren schon zuvor abgeholt worden.
Zuerst ging es zur Gestapo in der Berggasse in Steyr, zwei Tage später brachte man Ihn nach Linz. Seine Frau sah er nicht mehr, ihr hatte man gerade im Krankenhaus eine Niere entfernt. Bei den Verhören versuchte Max nur das zuzugeben, was bereits bekannt war – das Sammeln für die Rote Hilfe. Er versuchte auch seine Tätigkeit herunterzuspielen. Die zentrale Frage war dabei natürlich, wie man seinen eigenen Kopf retten könne, ohne jemand anderen zu belasten.
Nach Wochen überstellte man Ihn schließlich in das Gefängnis München-Stadelheim, anschließend in das im Stadtzentrum gelegene Cornelius-Gefängnis. Hier durften sie sogar Bücher und Zeitungen lesen und Max erfuhr aus dem „Völkischen Beobachter“, dass ein Geschwisterpaar namens Scholl verhaftet worden war. Ein paar Tage später brachte man Hans Scholl in seine Nachbarzelle. Am Abend vor seiner Hinrichtung konnte er durch die gekippten Fenster ein paar Worte mit ihm austauschen.
Die Münchner Bombennächte waren besonders schlimm. Man konnte sich nur in eine Ecke verkriechen und den Polster über den Kopf ziehen, mehr gab es nicht an Schutz für die Häftlinge. Durch das Fenster sah man die brennenden Straßenzüge und die Ruinen. Zusätzlich nagte das unerträgliche Warten auf den Prozess bzw. auf das Urteil.

Vor dem Volksgerichtshof

Im Mai 1944 wurden Max und seine Genossen vor den berüchtigten Volksgerichtshof geführt. Laut Anklage hatten die Angeklagten Hans Palme, Hans Riepl, Josef Ulram, Max Petek, Josef Bloderer, Franz Draber und Karl Punzer durch ihre Spendensammlungen den Hochverrat vorbereitet. Alle – bis auf Max – wurden am 24.5.1944 „wegen Gründung und Beteiligung an einer marxistischen Unterstützungsaktion nach Art der Roten Hilfe“ zum Tode verurteilt. Max Petek erhielt fünf Jahre Zuchthaus mit Ehrverlust auf gleicher Dauer und wurde in der Folge nach Straubing überstellt. Dort musste er mit Kriegsgefangenen in einer Gefängniswerkstätte für den Flugzeughersteller Messerschmitt arbeiten. Währenddessen wurden am 5. Dezember 1944 Karl Punzer, Hans Palme, Hans Riepl und Josef Ulram in München-Stadelheim hingerichtet. Franz Draber und Josef Bloderer war hingegen am 30.11.1944 nach monatelangem Aufenthalt in der Todeszelle die Flucht aus dem Gefängnis gelungen. Sie konnten sich in ihre Heimat durchschlagen und bis zur Befreiung verstecken.

Die Befreiung

Als sich 1945 die US-amerikanischen Truppen näherten, wurden Sie aus Straubing Richtung Dachau getrieben. Niemand wusste, ob Sie so kurz vor der Befreiung nicht noch ermordet werden sollten. Die Gefangenen versuchten so langsam wie möglich zu gehen, denn niemand wollte nach Dachau. Bald löste sich der Zug jedoch auf und Max konnte sich mit einigen Kameraden davonmachen. Bei Moosburg, einer Kleinstadt in Oberbayern, erlebten Sie dann das Kriegsende, die Befreiung vom Faschismus. Bei den Gefangenen herrschte Freudentaumel. Nun galt es aber den mühsamen Weg nach Hause anzutreten. Mit viel Glück schaffte Max es durch die Sperre der US-Armee auf der Passauer Innbrücke, dann ging es mit dem Zug bis Enns und schließlich zu Fuß nach Steyr. Dort sah er endlich seine Frau wieder und auch die Freunde, die den Krieg und das NS-Regime überlebt hatten.

Frieden und Wiederaufbau

Nach seiner Rückkehr nach Steyr nahm er wieder die Arbeit in den Steyr-Werken auf. Hier stand man vor dem großen Problem der Umstellung von der Rüstungs- auf die Friedensproduktion. Als Meister half er beim Aufbau der Montageabteilung, in der zunächst nur alte Fahrzeuge repariert wurden. Nach dem Oktoberstreik 1950 wurde er von den Steyrer Werken wie viele andere Kommunisten gekündigt. Er arbeitete bis 1955 im USIA Betrieb Nibelungenwerk in St. Valentin als Verkaufsdirektor. Obwohl er als Kommunist bekannt war, wurde er 1955 in die Steyrer Werke zurückgeholt und in Folge zum Leiter des Kundendienstes bestellt und erhielt auch die Prokura. 1975 wechselte Max Petek schließlich nach 47 Dienstjahren in den Ruhestand. Seine Gattin pflegte er bis zu ihrem Tod 1995. Auf einer Kur lernte er später seine Lebensgefährtin Berta kennen. Bis vor wenigen Jahren konnte Max Petek auch noch seiner besonderen Leidenschaft, dem Wandern und Bergsteigen nachgehen und war auch in der Bergrettung aktiv.
Seit der Gründung Mitglied des KZ-Verbands OÖ, übte er viele Jahre die Funktion des Bezirksvorsitzenden von Steyr aus und ist seit 1999 Stellvertretender Landesvorsitzender des KZ-Verband/VdA OÖ.
Die Zeiten, die Max erleben musste, waren geprägt von Armut, Ungerechtigkeit, Faschismus und Krieg, und dürfen sich nicht mehr wiederholen. Dafür setzt sich Max Petek auch heute noch ein!