Seit den 1960er Jahren betreibt die Sozialistische Jugend (SJ) in Weißenbach am Attersee das „Europacamp“ mit öffentlich kostenlos zugänglichem Bad. So wünschte es sich das jüdische Geschwisterpaar Pollak. Sie haben den NS-Faschismus als sozialdemokratisch-jüdische Familie überlebt und wollten, dass die SJ ihr einst enteignetes Grundstück günstig pachten kann. Deshalb verkauften sie es an das Land Oberösterreich mit klaren Auflagen im Kaufvertrag es für 99 Jahre an die SJ zu verpachten. Doch ÖVP-Landeshauptmann Stelzer wollte plötzlich das 60.000-fache an Pacht. Ebenso bestätigte nun auch das Bundesverwaltungsgericht eine Strafzahlung von 45.000 Euro. Es wird nun Revision bei den Höchstgerichten eingelegt. 

Doch die Wut, dass der Wunsch der Familie Pollak mit Füßen getreten wird, sorgt auch über Parteigrenzen hinweg für großen Unmut. Nun haben sich auch die Erben der Familie Pollak zu Wort gemeldet, denn „Der Wunsch unserer Familie, insbesondere der unserer Großmutter, wird ignoriert. (…) Unsere Großmutter hat zu Lebzeiten immer wieder deutlich gemacht, dass es ihr Wunsch war, dass die Sozialistische Jugend ihr ehemaliges Grundstück für ein Jugendlager mit freiem Zugang zum Attersee für die Öffentlichkeit nutzt. Dieser Wunsch wurde in einem Vertrag, den meine Großmutter, mein Großonkel und das Land freiwillig abgeschlossen haben, rechtlich festgehalten, wobei letzteres diesen jedoch nun einseitig bricht“, so Anthony Cohn, Enkel der ehemaligen Eigentümerin des Grundstücks am Attersee, Gertrude Webern, geborene Pollak in seinem öffentlichen Brief. 

Nun schalten sich auch der Landesverband Oberösterreich der AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus, KZ-Verband/VdA OÖ, und der Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen Oberösterreich ein.

Der Wille von Holocaust-Überlebenden darf in Österreich nicht derart missachtet und ignoriert werden – wir haben eine historische Verantwortung. Wir fordern die Politik und die Gerichte dazu auf, sofort damit aufzuhören an vertraglich festgeschriebenen Wünschen von Holocaust-Überlebenden zu rütteln“, betont Harald Grünn, Landesvorsitzender des KZ-Verband/VdA OÖ. 

Es geht nicht um Parteifinanzen, es geht um den Willen der Opfer des NS-Faschismus. Wer etwas anderes behauptet, verleugnet den historischen Hintergrund des Europacamps. Ein Camp, dass seit Jahren den freien Seezugang und einen Platz frei von Rassismus, Hass und Hetze garantiert. Weil es sich die Familie Pollak gewünscht hat. Es ist unser gemeinsames Erbe für ihren Willen zu kämpfen“, mahnt Samuel Puttinger, Landesvorsitzender des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen.