Mauthausen. Am 7. Mai 2023 fand auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen die Internationalen Befreiungsfeier mit rund 10.000 Menschen aus dem In- und Ausland statt.

Vor der Hauptkundgebung am Appellplatz gedachte der KZ-Verband/VdA Oberösterreich bei Kranzniederlegungen an der Klagemauer und im Denkmalpark den antifaschistischen Widerstandskämpferinnen und -kämpfern und Opfern des Faschismus.

Der KZ-Verband/VdA OÖ führte gemeinsam mit der PdA bei der Gedenktafel der 42 die Gedenkkundgebung für die österreichischen Widerstandskämpferinnen und -kämpfer durch.

Harald Grünn, Landesvorsitzender des KZ-Verbandes/VdA Oberösterreich, eröffnete die Kundgebung und ging in seiner Rede exemplarisch auf den Widerstandskämpfer und Kommunisten Johann Buchholzer ein.

Johann Buchholzer, geboren am 17. Mai 1894 in Waldneukirchen, war ein begeisterter Motorsportler in Steyr und Förderer des technischen Leistungsprinzips innerhalb des Arbeitersports und Mitbegründer des ARBÖ Steyr. Er trat 1933 von der Sozialdemokratischen Partei in die Kommunistische Partei über und setzte seine Widerstandstätigkeit nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen 1938 ungebrochen fort. Als Monteur konnte er wichtige Aufgaben im oberösterreichischen Widerstand übernehmen. Die Gestapo führte schließlich im September 1944 eine Verhaftungswelle gegen die sogenannte „Welser Gruppe“ durch.

Gedenkundgebung bei der Gedenktafel der 42

Die Bezeichnung „Welser Gruppe“ stammte von der Gestapo aus deren erhalten gebliebenen Planskizze über den „Stand der illegalen Kommunistischen Partei Österreichs, Gebiet Oberdonau“ hervorgeht, dass zumindest 158 Männer und Frauen verhaftet wurden. Diese Widerstandsorganisation war in den Gemeinden Ebensee, Gmunden, Gschwandt, Laakirchen, Lambach, Linz, Steyr, Stadl-Paura und Wels verankert. In diesen Orten gab es in den wichtigsten Betrieben illegale Gruppen. Die Widerstandsorganisation umfasste Menschen unterschiedlicher politischer Gesinnung, wobei jedoch die Kommunisten die führende Rolle einnahmen.

Unter den Verhafteten war auch Johann Buchholzer. Er wurde am 8. September 1944 festgenommen und zur Gestapo nach Linz gebracht und schließlich am 3. Oktober 1944 in das KZ Mauthausen eingeliefert. Wenige Tage vor der Befreiung Österreichs wurde Johann Buchholzer mit weiteren 41 Widerstandskämpfern auf direkten Befehl des Gauleiters am 28. April 1945 in der letzten Vergasungsaktion in Mauthausen ermordet.

An der Klagemauer im KZ Mauthausen erinnert die Gedenktafel der 42 an den Widerstandskämpfer Johann Buchholzer, in der Stadt Steyr die Hans-Buchholzer-Straße im Stadtteil Münichholz und die Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus am Urnenfriedhof Steyr.

Der Landesvorsitzende führte aus, dass „wir unseren Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern für diesen opfervollen Kampf für immer zu Dank verpflichtet sind und ihre Taten in Erinnerung behalten müssen“.

Zu aktuellen Herausforderungen betonte Grünn, dass die arbeitende Bevölkerung unter den enormen Preissteigerungen leide, viele nicht wissen, wie sie das Allernötigste wie Lebensmittel, Miete und Energie noch bezahlen sollen, immer mehr Kinder mit Not und Armut aufwachsen. Aktiver Antifaschismus müsse sich stärker für die sozialen und demokratischen Rechte der arbeitenden Menschen einsetzen, so Grünn.

Der Landesvorsitzende betonte auch die Bedeutung der Neutralität Österreichs, forderte von der Republik, eine aktive Rolle als Vermittler und Friedensstifter einzunehmen und sprach sich gegen NATO-Waffentransporte durch Österreich aus. Grünn verwehrte sich auch gegen die wiederholte Ausladung der Botschaften Russlands und Belorussland von den Befreiungsfeiern. Die Botschaft Russlands führte bereits am Vortag mit einer starken Abordnung die Kranzniederlegungen und Ehrungen in der Gedenkstätte Mauthausen durch und legte auch an der Gedenktafel der 42 für die österreichischen Widerstandskämpfer Blumen nieder.

Anschließend hielt der PdA-Vorsitzende Tibor Zenker seine Gedenkrede und führte aus: „Trotz oder gerade wegen der anstehenden Niederlage wurden Sepp Teufl und die anderen Widerstandskämpfer hier in Mauthausen noch ermordet. Es erscheint sinnlos – doch die Faschisten wollten den Aufbau eines neuen demokratischen und antifaschistischen, eines vielleicht sogar sozialistischen Österreich erschweren.“ Weiters betonte Zenker außerdem die wichtige Rolle des Widerstandes, der internationalen Anti-Hitler-Koalition sowie der Roten Armee der UdSSR. Er verurteilte in diesem Zusammenhang die immer wieder aufkommenden Versuche der Geschichtsfälschung, die versucht den Faschismus mit der Sowjetunion gleichzusetzen“.

Nach der Gedenkkundgebung an der Klagemauer fanden auf Initiative des KZ-Verband/VdA OÖ mit Delegierten des Koordinationsrats der Organisation russischer Landsleute in Österreich gemeinsame Kranzniederlegungen beim Denkmal für Generalleutnant der Roten Armee, D. M. Karbyschew beim Lagertor, bei der Gedenktafel für D.M. Karbyschew an der Klagemauer und beim zentralen sowjetischen Denkmal statt.

Gemeinsame Kranzniederlegung am Denkmal für D. M. Karbyschew
Gemeinsame Kranzniederlegung an der Gedenktafel D. M. Karbyschew
Kranzniederlegung am Denkmal der SU - 1
Kranzniederlegung am Denkmal der SU - 2
Gemeinsame Kranzniederlegung beim Denkmal der UdSSR

Weiters fanden Ehrungen beim beim Denkmal für die Republikanischen Spanier und der DDR statt.

Um 11 Uhr begann die offizielle Befreiungsfeier mit dem Zug der nationalen und internationalen Delegationen auf den Appellplatz. Heuer konnten wieder starke Abordnungen aus Italien und Spanien begrüßt werden.

Die Arbeitsgemeinschaft der NS-Opferverbände Oberösterreich, deren Teil der KZ-Verband/VdA Oberösterreich ist, zog gemeinsam mit den österreichischen Jugendorganisationen, die sich auch heuer wieder sehr stark beteiligten, auf den Appellplatz.

Arbeitsgemeinschaft der NS-Opferverbände OÖ mit Jugendorganisationen auf den Weg zum Appellplatz
Einzug auf den Am Appellplatz
Einzug auf den Appellplatz

Am Vortag führte der KZ-Verband/VdA Oberösterreich eine antifaschistische Stadtführung mit Kranzniederlegungen in Steyr durch. Die Stadtführung begann auf der Ennsleite zu den Kämpfen des Februar 1934 und beinhaltete auch eine Kranzniederlegung am Denkmal des 12. Februar. Anschließend fand eine begleitete Führung durch die Ausstellung im „Stollen der Erinnerung“ statt, an die eine Kranzniederlegung beim Denkmal des KZ-Außenlagers Steyr anschloß. In Münichholz wurde bei der Gedenktafel an der Punzerschule an den bedeutenden Widerstand in Steyr erinnert. Den Abschluss bildete die Ehrung am Denkmal am Friedhof Tabor, welches den Februar-Kämpfern, den Spanien-Kämpfern und den Kämpfern gegen den deutschen Faschismus aus Steyr gewidmet ist.