Am Sonntag, 23. November 2025 fand bei der Gedenktafel für die fünf Widerstandskämpfer der Tabakfabrik Linz die Gedenkkundgebung des KZ-Verband/VdA Oberösterreich statt.

Sepp Teufl – Mitglied des ZK der KPÖ (23.11.1904 – 28.04.1945), Rudolf Kühberger (27.02.1901 – 22.01.1945), Heinrich Obermayr (16.01.1901 – 28.04.1945) und Anton Chmelensky (22.05.1905 – 28.04.1945) wurden im Zuge der Verhaftungswelle gegen die „Welser Gruppe“ inhaftiert und ermordet. Hugo Müller (30.10.1910-23.11.1944), Februarkämpfer, Spanienkämpfer, Major der Roten Armee, fiel am 23. November 1944 im Partisanenkampf gegen SS in der Südsteiermark.

Der Landesvorsitzende des KZ-Verband/VdA Oberösterreich Harald Grünn konnte dabei Angehörige von Sepp Teufl, Hugo Müller und Willi Zelger, den Generalkonsul sowie Mitarbeiter vom Generalkonsulat der Russischen Föderation in Salzburg, die KPÖ-Gemeinderätin der Stadt Linz, Gerlinde Grünn, Vertreter der PdA, Jugendfront sowie Roter Fahne begrüßen. Die Gedenkveranstaltung wurde von Betty Rossa & Kapelle musikalisch mit Liedern der Arbeiterbewegung und antifaschistischen Liedern begleitet.

Der Stellvertretende Landesvorsitzende Jürgen Enser würdigte in seiner Gedenkrede den Widerstandskampf der von der Gestapo als „Welser Gruppe“ bezeichneten großen Widerstandsorganisation.

Die Gestapo berichtete im September 1944 über den „Stand der illegalen Kommunistischen Partei Österreichs, Gebiet Oberdonau“. Über 158 Männer und Frauen dieser Widerstandsorganisation wurden ab September 1944 verhaftet. Die „Welser Gruppe“ war in den Gemeinden Ebensee, Gmunden, Gschwandt, Laakirchen, Lambach, Linz, Stadl-Paura, Steyr, und Wels verankert. In den wichtigsten Betrieben dieser Städte und Gemeinden waren bereits illegale, zumeist kommunistische Gruppen organisiert, deren Zusammenfassung 1942 begann.

Die antifaschistische Arbeit erstreckte sich damals vom Sammeln und Austauschen von Informationen über den Kriegsverlauf oder Verbrechen der Nazis, über das Herstellen und Verteilen von Flugschriften und Zeitungen, das Sammeln von Geld für Opfer, das Verstecken oder die aktive Hilfe bei der Flucht von Verfolgten bis hin zur Organisierung von Sabotage der Kriegswirtschaft.

Da der Gestapo-Terror in der frühen 1940er Jahren vor allem massiv auf die Widerstandszentren Linz, Steyr und im Salzkammergut ausgeübt wurde, wurde das organisatorische Zentrum der antifaschistischen Organisation zunehmend in die Welser Region verlegt. Die dortige Organisation um den erfahrenen Kommunisten Hermann Höllermann bildete in der Folge das organisatorische Zentrum der „Welser Gruppe“.

Nach einem kurzen Einordnung des Widerstandskampfes der „Welser Gruppe“ wurden die Widerstandskämpfer Sepp Teufl, Rudolf Kühberger, Heinrich Obermayr und Anton Chmelensky mit biographischen Angaben zu ihrem Leben und Kampf gewürdigt.

Josef Teufl wurde am 23. November 1904 in Wien als Sohn eines Musiklehrers und einer Krankenschwester geboren. Er erlernte den Beruf eines Maschinenschlosser. 1929 begann er in der Tabakfabrik zu arbeiten.

In der Linzer Tabakfabrik engagierte sich Teufl gewerkschaftlich und schon bald wurde er zum Betriebsrat gewählt. Er verfügte über gute Kontakte zum linken Flügel der lokalen Sozialdemokratie und bemühte sich um eine Einheitsfront der Arbeiter im Kampf gegen den aufkommenden Faschismus.

Nach dem Verbot der KPÖ im Mai 1933 durch die austrofaschistische Regierung Dollfuß wurde Teufl auf einer illegalen Konferenz zum Landesobmann der KPÖ Oberösterreich gewählt.

An den Februarkämpfen 1934 nahm Teufl aktiv teil. Er verlor daraufhin seinen Arbeitsplatz in der Tabakfabrik. Im September wählte ihn der 12. Parteitag der KPÖ zum Mitglied ihres Zentralkomitees.

Das NS-Regime gab Sepp Teufl auch die Arbeit in der Tabakfabrik zurück. Parallel dazu wurde Teufl aber von der Gestapo streng überwacht. Diese schrieb am 16. August 1939 nach Berlin: „Teufl ist heute noch fanatischer Kommunist, verhält sich zwar momentan zurückgezogen, doch ist im Ernstfall mit seiner Aktivität zu rechnen.“ Die KPÖ bildete unter seiner Führung auch den Kern der sogenannten „Welser Gruppe“ im oberösterreichischen Zentralraum (ab 1943/44). Im Jahr 1944 wurde schließlich durch einen Spitzel die Organisation der „Welser Gruppe“ aufgedeckt und eine Verhaftungswelle war die Folge.

Am 9. September 1944 verhaftete die Gestapo Sepp Teufl bei seinem Haus im Linzer Industriegebiet. An diesem Tag sah er seine Familie – sein jüngster Sohn Josef war erst ein halbes Jahr alt – zum letzten Mal. Nach langer Ungewissheit erfuhr die Familie erst im Dezember 1944, daß sich Teufl im KZ Mauthausen befand.

Sepp Teufl arbeitete auch im KZ am Aufbau der illegalen antifaschistischen Lagerorganisation mit. Ein Ausbruchsversuch besonders gefährdeter oberösterreichischer Genossen scheiterte jedoch im April 1945.

In der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 wurden 42 Oberösterreicher in der Gaskammer von Mauthausen auf direkten Befehl ermordet – unter ihnen Sepp Teufl. Diese Vernichtungs-Aktion war die letzte Ermordung durch Gas im KZ Mauthausen.

Anton Chmelensky wurde am 22. Mai 1905 in Linz als Sohn einer tschechischstämmigen Arbeiterfamilie geboren. Bereits in seiner Jugend war Anton sportlich im Linzer Arbeitersport aktiv. Seine Begeisterung gehörte dem Fußball. Chmelensky spielte jahrelang in der Kampfmannschaft des „SV Tabakfabrik“. Ab Jänner 1932 arbeitete er als Schlossergehilfe bei der Linzer Tabakfabrik und heirate im Jänner 1932. Anton Chmelensky war als Kommunist aktiv in der Widerstandsgruppe um Sepp Teufl in der Tabakfabrik und später auch in der „Welser Gruppe“. Anton Chmelensky wurde am 11. September 1944 von der Linzer Gestapo am Arbeitsplatz in der Tabakfabrik verhaftet. Die Misshandlungen begannen laut Zeugen bereits während der Verhaftung. Chmelensky wurde wochenlang verhört und am 1. Dezember 1944 in das Konzentrationslager Mauthausen verschleppt.

In der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 wurde Anton Chmelensky auf direkten Befehl des Gauleiters in der Gaskammer von Mauthausen gemeinsam mit 41 Widerstandskämpfern ermordet.

Rudolf Kühberger wurde am 27. Februar 1901 in Linz als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Er absolvierte eine Tabak-Facharbeiterausbildung in der Linzer Tabakfabrik und heiratete im Juli 1931. Kühberger war als Kommunist aktiv in der Widerstandsgruppe um Sepp Teufl in der Tabakfabrik und später auch in der „Welser Gruppe“. Rudolf Kühberger wurde am 11. September 1944 von der Linzer Gestapo am Arbeitsplatz in der Tabakfabrik verhaftet. Rudolf Kühberger wurde wochenlang verhört und gefoltert. Kühberger wurde am 3. Jänner 1945 von der Gestapohaft in das Linzer Inquisitenspital (Krankenstation der Linzer Justizanstalt) überstellt, wo er am 22. Jänner 1945 an den Folgen der Haft verstarb.

Heinrich Obermayr wurde am 16. Jänner 1901 in Linz als Sohn eines Postbeamten geboren. Er erlernte das Mechaniker-Handwerk und heiratete im Juli 1931. In der Zeit des Austrofaschismus war Obermayr aktiv in der Christlichen Gewerkschaft und Führungskraft in in der Tabakfabrik war. Sepp Teufl und Obermayr wurden im Laufe der Zeit enge persönliche Freunde. Heinrich Obermayr war aktiv in der Widerstandsgruppe in der Tabakfabrik und später auch in der „Welser Gruppe“. Heinrich Obermayr wurde am 10. September 1944 von der Linzer Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Mauthausen verschleppt.

In der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 wurde Heinrich Obermayr auf direkten Befehl in der Gaskammer von Mauthausen gemeinsam mit 41 weiteren Widerstandskämpfern ermordet.

Er wurde nach 1945 von seinen Genossen als „selten guter Mensch und als christlicher Antifaschist“ beschrieben. Die KPÖ würdigte 1946 Heinrich Obermayr unter ihrer Ehrentafel „Die Toten des Bezirks Linz“.

Der Stellvertretende Landesvorsitzende Raffael Schöberl erinnerte in seiner Gedenkrede an den Februarkämpfer, Spanienkämpfer, Offizier der Roten Armee und Partisanen Hugo Müller, der am 23. November 1944 im Gefecht gegen SS auf österreichischem Boden fiel.

Hugo Müller, seit 1933 Mitglied der KPÖ, beteiligte sich am 12. Februar 1934 bei den Kämpfen um den Linzer Wirtschaftshof und musste nach der Niederlage in die Sowjetunion flüchten.

Im Herbst 1936 ging Hugo Müller als einer der ersten aus Moskau nach Spanien, um in den Internationalen Brigaden die spanische Republik gegen den Faschismus zu verteidigen. In Spanien war Hugo Müller als Kommandant des Spezialbataillons, der 35. Division tätig – zuletzt im Rang eines Majors.

Nach der Niederlage der spanischen Republik kam Müller im Frühling 1939 über Paris wieder zurück nach Moskau. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 diente er in der Roten Armee und durchlief eine Ausbildung zum Fallschirmkundschafter.

Im Mai 1944 landete Hugo Müller mit seiner Partisanengruppe im Partisanengebiet Sloweniens. Verbindungsoffiziere der jugoslawischen Partisanenarmee halfen ihnen, durch das umkämpfte Grenzgebiet an der Drau zu kommen. Ihr Auftrag war es, Sabotageakte gegen die Kriegsinfrastruktur zu verüben, lokale Widerstandszentren zu schaffen und den illegalen KPÖ-Apparat zu reorganisieren. Am 23. November 1944 kam es in der steirischen Ortschaft Rothwein bei St. Oswald ob Eibiswald in der Nähe von Deutschlandsberg zu einem schweren Gefecht mit der SS, bei der Hugo Müller im Kampf für ein freies Österreich fiel.

Die Männer und Frauen der „Welser Gruppe“ und die fünf Arbeiter der Tabakfabrik, deren wir hier gedenken, waren und bleiben antifaschistische Helden, die im Kampf gegen den Faschismus und für die Freiheit Österreichs ihr Leben gegeben haben. Ihr Leben steht für Mut, für Konsequenz, für Antifaschismus. Wir gedenken Ihrer heute nicht nur als historische Figuren, sondern als lebendige Beispiele dafür, dass Freiheit nie selbstverständlich ist, sondern dass es Menschen braucht, die bereit sind, für sie einzustehen. Mögen ihre Namen uns Verpflichtung sein.“, schloss der Stellvertretende Landesvorsitzende Raffael Schöberl die Gedenkrede.

Anschließend ehrten die Teilnehmer mit Nelken an der Gedenktafel die Widerstandskämpfer Anton Chmelensky, Rudolf Kühberger, Hugo Müller, Heinrich Obermayr und Sepp Teufl, die den eigenen Beitrag zur Befreiung vom NS-Regime leisteten, den die Moskauer Deklaration im Oktober 1943 vom österreichischen Volk einforderte.

Die Gedenkkundgebung für die fünf Widerstandskämpfer der Tabakfabrik, die ihr Leben im Kampf für ein freies und demokratisches Leben gaben, wurde mit dem Lied „Die Internationale“ beendet.

Der KZ-Verband/VdA OÖ bedankt sich für die Ehrung unserer Widerstandskämpfer der Tabakfabrik Linz, auf dass die Erinnerung an den österreichischen antifaschistischen Widerstandskampf wachgehalten werde.