Am Sonntag, 11. Mai 2025, 80 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus, nahmen laut Organisatoren 20.000 Menschen an der Internationalen Befreiungsfeier in der Gedenkstätte Mauthausen unter dem Motto „Gemeinsam für ein Niemals wieder“ teil. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl kam es bereits bei der Anfahrt zu Staus und größeren Verzögerungen, die auch unsere Programmpunkte betrafen.

Der KZ-Verband/VdA Oberösterreich führte wieder vor der Hauptkundgebung bei der 2001 enthüllten Gedenktafel der 42 Widerstandskämpfer, die vom 28. auf 29. April 1945, wenige Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, in der Gaskammer ermordet wurden, durch. Die Gedenktafel der 42 an der Klagemauer ist ein wichtiges Erinnerungssymbol für den unbeugsamen österreichischen politischen Widerstand gegen den deutschen Faschismus, für den Kampf um ein freies demokratisches Österreich.

Für den Landesverband Oberösterreich der AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus (KZ-Verband/VdA OÖ) hielt der Landesvorsitzende Harald Grünn die weiter unten dokumentierte Gedenkrede, anschließend sprach Tibor Zenker für die Partei der Arbeit (PdA) Worte des Gedenkens. Der KZ-Verband/VdA Oberösterreich legte auch an der benachbarten Gedenktafel für die sowjetischen Opfer von Belarus einen Kranz nieder.

Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen auf Einladung der Botschaft Kubas auch an der Gedenkkundgebung vor der Gedenktafel der in Mauthausen ermordeten Kubanischen Internationalisten teil.

Fortgesetzt wurden die Ehrungen mit einigen Kranzniederlegungen im Denkmalpark. Aufgrund des Staus bei der Anfahrt zur Gedenkstätte konnte leider die Russische Delegation mit Angehörigen, darunter Angehörige des Helden der Sowjetunion, Generalleutnant der Roten Armee, D. M. Karbyschew nicht rechtzeitig zu den geplanten gemeinsamen Kranzniederlegungen eintreffen. Der KZ-Verband/VdA Oberösterreich legte Kränze zur Ehrung beim Denkmal für Generalleutnant D.M. Karbyschew am Lagertor, bei seiner Gedenktafel an der Klagemauer und beim Denkmal der UdSSR nieder. Anschließend folgte eine Kranzniederlegung mit einer Gedenkrede beim Denkmal für die Republikanischen Spanier.

Um 11 Uhr begann die Hauptkundgebung am Appellplatz. Die nationalen wie internationalen Delegationen zogen traditionell durch das Lagertor auf den Appellplatz ein und legten Kränze nieder.

Für Russland nahm die Delegation der Vereinigung ehemaliger russischer Häftlinge von Mauthausen, der Nachkommen von Häftlingen, an der Befreiungsfeier Mauthausen teil. Das MKÖ weigert sich nach wie vor, die Russischen und die Belarussischen Diplomatischen Vertretungen zur Befreiungsfeier Mauthausen einzuladen.

Die russische Delegations-Flagge wurde von dem aus dem Gebiet von Smolensk stammenden Neffen von Leutnant der Roten Armee Alexander Micheenkow – getragen, der einer der wenigen Überlebenden des heldenhaften Ausbruchs aus Block 20 war. Ein aus Moskau stammender Angehöriger des Helden der Sowjetunion D.M. Karbyschew trug mit einem aus der Region Altai stammenden Angehörigen des unbeugsamen Leutnants der Roten Armee, Stepan Gorbunow – der im Block 20 ermordet wurde – den Delegationskranz auf den Appellplatz. 

Den Abschluss des langen Gedenkzugs bildete traditionell der große Block der österreichischen Jugenddelegationen gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der NS-Opferverbände und Widerstandskämpfer/innen Oberösterreich (KZ-Verband/VdA Oberösterreich, Freiheitskämpfer OÖ).

Nach der Hauptkundgebung fanden noch traditionell zwei weitere Gedenkkundgebungen der Jugend statt.

Erfreulich war die hohe Zahl junger Menschen, die sowohl vom Ausland als auch insbesondere aus Österreich teilnahmen und die Traditionen der Befreiungsfeiern von Mauthausen würdig fortsetzen.

Dokumentiert: Gedenkrede des Landesvorsitzenden des KZ-Verband/VdA Oberösterreich, Harald Grünn, bei der Gedenktafel der 42 an der Klagemauer

„Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

Vor 80 Jahren, am 8./9. Mai 1945 kapitulierte der faschistische deutsche Generalstab bedingungslos vor den Alliierten, der aggressive deutsche Faschismus war besiegt. An diesem Sieg zur Befreiung der Völker vom faschistischen Joch hatte die Sowjetunion den größten Beitrag, die größten Opfer erbracht.

Auch in Österreich leisteten patriotische Frauen und Männer, aus den verschiedensten politischen Lagern kommend, mutig, unbeirrt und heroisch Widerstand gegen den Faschismus und gegen die deutsche Fremdherrschaft. Und wie auch anderswo standen auch in Österreich unter ihnen Kommunistinnen und Kommunisten an vorderster Stelle. Sie nahmen die größten Opfer auf sich, um jenen Beitrag zur Abschüttelung der deutschen Fremdherrschaft zu leisten, den die Moskauer Deklaration im Oktober 1943 vom österreichischen Volk einforderte.

Wir erinnern an die Ergebnisse und Erkenntnisse der Nürnberger Prozesse, die die engen Verstrickungen von Finanzkapital und der Nazi-Führung bewiesen. Die Profite wuchsen durch Krieg, Ausbeutung von Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen, durch Massenmord, ins Unermessliche. Vergessen wir daher nicht, wessen Geschäft der Faschismus besorgt hat, denn Hitler war kein Betriebsunfall der Geschichte, denn der Faschismus an der Macht ist „die offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, der am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“, wie es Georgi Dimitroff festhielt.

Das Konzentrationslager Mauthausen war ein Lager der Kategorie III, für „schwer belastete, kaum noch erziehbare Schutzhäftlinge“, zur Vernichtung der politischen Gegner des Faschismus – auch des Widerstands in den verschiedenen vom Deutschen Reich besetzten Ländern. Die „Ermordung durch Arbeit“, vor allem im Steinbruch oder mittels brutaler wie gleichermaßen sinnloser Tätigkeiten wie „Steine schleppen“, stand im Vordergrund. Im Laufe der Zeit gewann die Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie immer mehr an Stellenwert.

Mauthausen war ein Lager vorwiegend politischer Häftlinge, der Aktenvermerk „Rückkehr unerwünscht“ bedeutete den Tod. Die antifaschistischen politischen Eliten aus zahlreichen Staaten trafen hier im Lager aufeinander. Der Widerstand gegen den Faschismus machte auch nicht vor den KZ-Toren Mauthausens Halt. Die nationalen Häftlingsgruppen organisierten sich, im Laufe der Zeit bildete sich ein „Internationales Lagerkomitee“, welches seine Positionen im Lager immer stärker festigen und die Kriminellen aus vielen Häftlingsfunktionen verdrängen konnte. Bis Mai 1944 gab es in fast allen Blocks und Arbeitskommandos auch in den Außenlagern Widerstandsgruppen. Die österreichischen politischen Häftlinge spielten trotz ihrer Minorität dabei eine wichtige Rolle. Die militärische Widerstandsorganisation verfügte Ende 1944/Anfang 1945 bereits über zehn nationale Kampfgruppen.

Einen wesentlichen Anteil der Führungsarbeit im Internationalen Lagerkomitee und in den nationalen Häftlingsgruppen hatten die Kommunisten. Sie waren durch ihre marxistisch-leninistische Weltanschauung und ihre Parteitradition für den Lageralltag am besten geschult, am diszipliniertesten ausgerichtet und mit ausgeprägtem internationalistischen Bewusstsein ausgestattet.

Wir stehen hier vor unserer Gedenktafel für die 42 Widerstandskämpfer, davon 33 der Welser Gruppe, die in der Nacht von 28. auf 29. April 1945 auf direkten Befehl in der Gaskammer ermordet wurden.

Die Bezeichnung „Welser Gruppe“ stammt von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Aus der erhalten gebliebenen Gestapo-Planskizze vom September 1944 über den „Stand der illegalen Kommunistischen Partei Österreich, Gebiet Oberdonau“ geht hervor, dass 158 Männer und Frauen identifiziert und verhaftet werden konnten. Einige Widerstandsgruppen wurden allerdings nicht enttarnt. Diese Widerstandsorganisation war in den Gemeinden Ebensee, Gmunden, Gschwandt, Laakirchen, Lambach, Linz, Steyr, Stadl-Paura und Wels und in deren wichtigsten Betrieben wie der Linzer Schiffswerft, der Linzer Tabakfabrik, der Salz-Saline Ebensee, der Papierfabrik Steyrermühl, der Eisenbahn oder den Eisenwerken Linz verankert. Die Widerstandsorganisation umfasste zusätzlich zu den Kommunisten, die die führende Rolle innehatten, Menschen unterschiedlicher politischer Gesinnung wie Revolutionäre Sozialisten, Katholiken, ehemalige Anhänger der großdeutschen Bewegung und Angehörige des Heimatschutzes. Am 7. September 1944 begann die Verhaftungswelle. Die Frauen wurden in Linz inhaftiert, der Großteil der Männer wurde ins KZ Mauthausen eingeliefert, wo die Linzer Gestapo eine Nebenstelle errichtet hatte. Unter den Festgenommenen befanden sich exemplarisch genannt das Mitglied des ZK der KPÖ Sepp Teufl, Hermann und Risa Höllermann, Gisela Tschofenig-Taurer, Willi Zelger, Max Grüll, Franz Haselmeier oder Anton Chmelensky.

Diejenigen der Welser Gruppe, die die Torturen und Qualen in Mauthausen bis knapp vor Kriegsende in Mauthausen überlebten, wurden auf direkten Befehl einen Tag nach der Proklamation der Unabhängigkeitserklärung und Regierungsbildung von SPÖ, ÖVP und KPÖ vom 27. April 1945 in Wien, ermordet. Es sollten keine „aufbauwilligen Kräfte“ übrigbleiben. Nur einer, Richard Dietl aus Wels konnte durch Flucht und Unterstützung des Lagerwiderstands im Sanitätslager bis zur Befreiung überleben. Nach der Befreiung berichtete er vom Schicksal, von Tapferkeit und Leid der österreichischen Widerstandskämpfer. Der Mordbefehl wurde auch andernorts noch ausgeführt, so in Schörgenhub oder in Treffling.

Wir erinnern aber auch beispielhaft an Hermann Köhler, Mitglied des ZK der KPÖ, ermordet am 17. April 1945 und an Vater und Sohn Theodor Rakwetz, Kundschafter der Roten Armee, ermordet am 14. Oktober 1944 in Mauthausen.

Diese Gedenktafel der 42 an der Klagemauer ist ein wichtiges Erinnerungssymbol für den unbeugsamen österreichischen politischen Widerstand und ist uns Verpflichtung!

Wir gedenken stellvertretend für alle sowjetischen Kämpfer, die im KZ Mauthausen ihr Leben als treue Söhne ihrer sowjetischen Heimat im Kampf um die Befreiung vom Faschismus gaben:

  • des Helden der Sowjetunion, Generalleutnant der Roten Armee Dimitrij Michailowitsch Karbyschew
  • des Helden der Sowjetunion, Oberst der Garde Anatoli Nikolajewitsch Koblikow
  • des Helden der Sowjetunion Oberstleutnant der Garde Nikolaj Iwanowitsch Wlassow.

Auch im 80sten Jahr nach der Befreiung sind nun wiederholt offizielle Vertreter Russlands und Belorusslands von der Befreiungsfeier Mauthausen und den offiziellen Gedenkveranstaltungen ausgeschlossen. Die Russische Föderation, als Rechtsnachfolgerin der Sowjetunion, hat das Gedenken an den antifaschistischen Befreiungskampf, seiner Helden und Opfer und den Schutz seiner Gedenkstätten und Mahnmale immer sichergestellt. Beide Staaten mussten während des Überfalls Nazi-Deutschlands (1941-1945) unvorstellbare Opfer und Leiden erdulden, während österreichische Soldaten und Nazi-Schergen dort im Rahmen deutscher Kriegshandlungen zahlreiche Kriegs- und andere Verbrechen begingen. Ohne die Befreiung Wiens durch die Rote Armee hätte es keine Gründung der 2. Republik am 27. April 1945 durch SPÖ, ÖVP und KPÖ gegeben, ohne den opfervollen Kampf des sowjetischen Volkes keinen Sieg über die faschistische Barbarei.

Wir lehnen die Ausgrenzung Russlands und Belorusslands im Interesse der Kriegstreiberei scharf ab. Wir werden auch weiterhin gemeinsam der sowjetischen Helden – wie der Helden des Block 20, an Generalleutnant Karbyschew oder an den zahlreichen Soldatenfriedhöfen der Roten Armee gedenken. Ich bedanke mich an dieser Stelle für die gestrige Kranzniederlegung durch die Diplomatischen Vertretungen Russlands bei unser Gedenktafel für unsere österreichischen Widerstandskämpfer, die ihre Leben im gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus gaben. Dies zeigt von der Hochachtung, die unseren österreichischen Kämpfern gegen den Faschismus auch von Russland entgegengebracht wird.

Verteidigen wir die historische Wahrheit, ehren wir die heldenhaften Kämpferinnen und Kämpfer gegen den Faschismus, erinnern wir uns Ihrer Überzeugung, Ihrer Unbeugsamkeit, Ihren Muts und Ihrer Taten und erweisen wir uns Ihrer würdig!

Ehre Ihrem Andenken!