Der KZ-Verband/VdA Oberösterreich führte zum Anlaß des 80. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus am Dienstag, 1. April 2025, eine inhaltliche Veranstaltung im Linzer Volkshaus Keferfeld/Oed durch. Der Landesvorsitzende des KZ-Verband/VdA OÖ, Harald Grünn, konnte dazu zahlreiche Gäste begrüßen. Der Landesvorsitzende des KZ-Verband/VdA Burgenland, DDr. Martin Krenn sprach über „Alfred Klahrs Theorie einer eigenständigen österreichischen Nation als Grundlage des Kampfes gegen den Hitler-Faschismus“, der Historiker , Mag. Florian Schwanninger stellte anschließend „Lebensbilder aus dem antifaschistischen Widerstand in Oberösterreich“ vor. Zum Abschluß gab es eine von Jürgen Enser moderierte Gesprächsrunde zum Thema „Kinder des Widerstandes“ mit Willi Kalcher und Peter Müller. Künstlerisch untermalt wurde der Abend von „Betty Rossa & Kapelle Gigs“ mit einer beeindruckenden Darbietung von internationalen antifaschistischen Liedern.
In der Begrüßung wies der Landesvorsitzende auf die Bedeutung der „Befreiung vom Faschismus“ durch eine internationale antifaschistische Koalition, die von der Roten Armee, die die Hauptlast trug, über die Armeen der Anti-Hiltler-Koalition, dem massenhaften Partisanenkampf in zahlreichen europäischen Ländern bis hin zu den antifaschistischen Widerstandsbewegungen in den einzelnen Ländern und vor Ort und individuellen Widerstandshandlungen mutiger Einzelpersonen reichte. Der Landesvorsitzende hob einmal mehr die führende Rolle von Kommunistinnen und Kommunisten im organisierten Widerstand, ob hier in Österreich oder international, hervor. Weiters betonte Grünn, dass die österreichischen Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer die größten Opfer auf sich nahmen, um jenen Beitrag zur Abschüttelung der deutschen Fremdherrschaft zu leisten, den die Moskauer Deklaration der Alliierten im Oktober 1943 vom österreichischen Volk einforderte. Am 29. März 1945 begann die Befreiung Österreichs durch die Rote Armee, die im Burgenland bei Klostermarienberg die Grenze zum damals vom deutschen Faschismus ausgelöschten Österreich überschritt.
Bei dieser Veranstaltung konnten auch die ersten Exemplare des gemeinsamen Buchprojektes des KZ-Verband/VdA OÖ mit der Eulenspiegel Verlagsgruppe, der Neuauflage des antifaschistischen Klassikers von Bruno Baum, „Die letzten Tage von Mauthausen“, vorgestellt werden.

DDr. Martin Krenn referierte anschließend über die Theorie einer „eigenständigen österreichischen Nation“, die vom Kommunisten und Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ, Alfred Klahr, 1937 erarbeitet wurde. Klahr (1904–1944) war einer der bedeutendsten Theoretiker der österreichischen Arbeiterbewegung.

Mit seinen Schriften nahm Klahr prägenden Einfluss auf marxistische Theoriedebatten in Österreich, vor allem im Hinblick auf die Frage nach der Begründung einer eigenständigen österreichischen Nation. In seinem Vortrag gab Krenn zunächst einen kurzen biografischen Abriss zu Klahr, dessen Leben viel zu früh endete, als er im Kampf gegen die SS in Warschau erschossen wurde. Im Anschluss skizzierte der Vortragende den historischen Kontext und die Hintergründe von Klahrs Argumentation, weshalb es sich bei Österreich um eine eigenständige Nation handelt.
Mag. Florian Schwanninger stellte mit den „Lebensbildern aus dem Widerstand in Oberösterreich“ exemplarisch über beeindruckende Biografien von Antifaschistinnen und Antifaschisten den engen Zusammenhang der drei großen Widerstandsbewegungen in unserem Heimatbundesland her: Vom Widerstand in Steyr, ausgehend von der traditionell revolutionär eingestellten Arbeiterbewegung der Steyrer-Werke, über die Widerstandsbewegung im Salzkammergut bis hin zur „Welser Gruppe“, dem Versuch der KPÖ ab 1943, den antifaschistischen Widerstand oberösterreichweit zu organisieren.

Schwanninger berichtete über Max Petek aus der Widerstandsgruppe der Steyrer-Werke, der nur knapp dem Todesurteil entgeht. Karl Gitzoller, der aus dem faschistischen Zuchthaus ausbricht und zu einer der zentralen Führungspersonen der Widerstandsbewegung im Salzkammergut, der Gruppe „Willy“ (später Gruppe „Fred“) wird, Theresia „Resi“ Pesendorfer, die, gemeinsam mit anderen Frauen ihrer antifaschistischen Gruppe, zahlreiche verfolgte Genossen versteckt und mit dem Notwendigsten versorgt und die, durch ihre mutigen Kurierdienste zu einer der wesentlichsten Stützen dieser Bewegung wird. Sepp Plieseis, dem legendären Spanienkämpfer, KZ-Ausbrecher und Partisanenführer im Salzkammergut. Gisela Tschofenig, eine österreichische Eisenbahnerin, die gegen den Austrofaschismus kämpft, die im französischen Widerstand tätig ist, die 1943 in der „Welser Gruppe“ aktiv wird, die im September 1944 verhaftet und Ende April 1945, nur wenige Tage vor der Befreiung, im Linzer Arbeitserziehungslager Schörgenhub von der SS ermordet wird. Sepp Teufl, der oberösterreichische Landesobmann der KPÖ seit 1929, Mitglied des ZK der KPÖ seit 1934, der eine zentrale Rolle in der Widerstandsgruppe in der Linzer Tabakfabrik und später auch in der „Welser Gruppe“ spielt und der in der Nacht vom 28. auf 29. April 1945 auf direkten Befehl des Nazi-Gauleiters Eigruber in der Gaskammer des KZ Mauthausen ermordet wird. Zum Abschluß berichtete Schwanninger über Vater und Sohn Theodor Rakwetz, die als „Kundschafter der Roten Armee“ mit dem Fallschirm über Nazi-Deutschland abspringen, verhaftet, mißhandelt, ins KZ Mauthausen verschleppt und dort ermordet werden.
Abschließend gab es eine vom Stv. Landesvorsitzenden Jürgen Enser moderierte Gesprächsrunde zum Thema „Kinder des Widerstandes“ mit Willi Kalcher, Sohn von WillI Zelger, und Peter Müller, Sohn von Hugo Müller. Widerstandskämpfer Willi Zelger von der Welser Gruppe wurde gemeinsam mit 41 weiteren Widerstandskämpfern auf direkten Befehl in der Gaskammer von Mauthausen am 28. April 1945 ermordet. Hugo Müller erhielt nach den Februarkämpen 1934 Asyl in der UdSSR und kämpfte in Spanien in den Reihen der Interbrigaden zuletzt im Rang eines Majors. Nach dem Überfall auf die UdSSR diente er in der Roten Armee. Hugo Müller fiel am 23. November 1944 im Partisanenkampf gegen SS in der Steiermark.

Willi Kalcher, der langjährige Landeskassier des KZ-Verband/VdA OÖ, berichtete über seine überlieferte Erinnerung an den ermordeten Vater, der seine Verlobte und den gemeinsamen neugeborenen Sohn hinterließ. Auch in der Schule und am Arbeitsplatz hatte es Willi als Sohn eines österreichischen Freiheitskämpfers nicht immer leicht. Willi Kalcher, der schon als Kind an den Befreiungsfeiern in Mauthausen teilnahm, unterstützte viele Jahre seine Mutter Anna Kalcher, die führende Funktionen im KZ-Verband ausübte.
Peter Müller, er wurde im Moskauer Exil geboren, berichtete über seinen Vater und sein Leben als Kind aus einer antifaschistischen Familie. Der Vater, Hugo Müller, hat seinem Sohn zahlreiche Briefe, Postkarten, Fotos und Erinnerungen hinterlassen, die dieser treu bewahrt und die vor einigen Jahren in eine biografische Schrift des KZ-Verband/VdA OÖ mündete, verfasst von Mag. Florian Schwanninger. Auch Peter Müller hatte es in seinem Leben als Kind eines Widerstandskämpfers alles andere als leicht. Aber als Arbeitersportler und Extrembergsteiger trat er selbstbewusst in die Fußstapfen seines Vaters.

Beeindruckende Darbietungen internationaler antifaschistischer Lieder durch unsere langjährigen Freunde, dem Künstler-Duo „Betty Rossa & Kapelle Gigs“, rundeten das Programm ab: Das „Lied der Lieder“ aus der Mauthausenkantate von Mikis Theodorakis, das italienische Volkslied „Fischia il Vento“ nach der Melodie des sowjetischen Volksliedes „Katjuscha“, „Jelka“, das Lied über die Kärntner Partisanin Helene Kuchar von den „Schmetterlingen“ und „Bella Ciao“, der Hymne der italienischen Partisanenbewegung.


Mit dieser Veranstaltung ist dem KZ-Verband/VdA Oberösterreich ein würdiger Beitrag zu den Befreiungsfeierlichkeiten 2025 gelungen.