Am 18. August 2023, im Vorfeld des 125. Geburtstages des aus der Region Mogilev stammenden Helden der Sowjetunion, Oberst Lew Manewitsch, fand am Stadfriedhof Linz eine Gedenkkundgebung unter Beteiligung der Russischen Botschaft, des Kulturinstituts Russlands, Memory Austria, der Österreichischisch-Weißrussischen Gesellschaft und des KZ-Verband/VdA Oberösterreich statt.
Oberst Lew Manewitsch war Geheimdienstoffizier der Roten Armee (Pseudonyme: Etienne, Oberst Starostin). Er wurde 1943 in die KZ-Lager Mauthausen, Melk und Ebensee inhaftiert und war ein wichtiger Teil des Lagerwiderstands.
Oberst Lew Manewitsch („Etienne“), starb wenige Tage nach der Befreiung aus dem KZ-Ebensee an den Folgen der Haft und wurde am Stadtfriedhof Linz beigesetzt.
1965 wurde ihm für seine Verdienste im Kampf gegen den Faschismus posthum der Titel „Held der Sowjetunion“ und der Lenin-Order verliehen.
Kurze Biographie:
Lew Manewitsch wurde am 20. August 1898 in der Stadt Chausy, heute Region Mogilev in Weißrussland, in der jüdischen Familie eines Angestellten geboren. 1917 wurde er in die russische Armee eingezogen, seit April 1918 kämpfte er in der Roten Armee und war u.a. als Kommissar eines Panzerzuges und Kommandeur einer Sondereinheit tätig. Er absolvierte 1924 die Militärakademie der Roten Armee und diente in der Geheimdienstdirektion der Roten Armee. 1927 absolvierte er die Luftwaffenakademie.
Manewitsch arbeitete ab 1930 getarnt als österreichischen Kaufmann und konnte wertvolle Informationen über die italienische Rüstungsindustrie und militärpolitische Pläne nach Moskau übermitteln
Aufgrund des Verrats eines Mitglieds seiner Gruppe wurde er von der italienischen faschistischen Spionageabwehr 1936 festgenommen, allerdings wurde sein richtiger Name von der italienischen Spionageabwehr nicht ermittelt. Nach langen Ermittlungen und Gerichtsverfahren wurde er am 9. Februar 1937 vom Sondergerichtshof zum Schutz des Faschismus zu langer Haftstrafe verurteilt. Sogar aus dem Gefängnis gelang es ihm, durch Anwälte wichtige Informationen an das Zentrum zu übermitteln, die er von den verhafteten Arbeitern italienischer Rüstungsbetriebe erhalten hatte.
Im Gefängnis erkrankte Manewitsch an Tuberkulose, 1941 wurde er nach Süditalien verlegt, in ein Gefängnis auf der Insel Santo Stefano im Tyrrhenischen Meer, wo er am 9. September 1943 von den Alliierten befreit wurde.
Die Amerikaner schickten die freigelassenen Gefangenen auf einem Schoner in den italienischen Hafen Gaeta, aber einen Tag vor der Ankunft des Schoners besetzten deutsche Truppen Gaeta. Die Nazis schickten die Häftlinge, die ihnen in die Hände fielen, in Konzentrationslager nach Österreich. Als Manewitsch erkannte, dass seine fiktive österreichische Herkunft dort enthüllt werden würde, benannte er sich nach dem sowjetischen Oberst Y. N. Starostin. Er war in den Konzentrationslagern Mauthausen, Melk und Ebensee inhaftiert. Unter den unglaublich schwierigen Bedingungen der Konzentrationslager, zeigte L. E. Manewitsch große Willenskraft und Ausdauer und beteiligte sich an der Gründung von Untergrundgruppen unter den Gefangenen der Todeslager. Insbesondere konnte er unmittelbar vor der Befreiung des KZ-Ebensee viele Häftlinge vor dem sicheren Tod bewahren, indem er den Gang in die Stollen, die von den SS-Bewachern zur Sprengung vorbereitet waren, verhinderte.
Er wurde am 6. Mai 1945 von amerikanischen Truppen befreit, starb jedoch bald darauf am 9. Mai 1945 an den Folgen der Haft. Vor seinem Tod konnte er noch seine Identität als sowjetischer Geheimdienstoffizier „Etienne“ enthüllen. Er wurde in Linz beigesetzt.
Durch Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR wurde ihm für die Tapferkeit und den Mut bei der Erfüllung besonderer Aufgaben vor dem Zweiten Weltkrieg und in den Jahren des Kampfes gegen den Faschismus 1965 posthum der Titel Held der Sowjetunion verliehen. Zusätzlich wurde Manewitsch mit dem Lenin-Orden posthum ausgezeichnet.