Theodor Rakwetz sen. wurde am 14. September 1901 als Sohn eines Eisenbahners in Gaming (NÖ) geboren. Nach einer Lehre zum Anstreicher meldete er sich freiwillig für den Einsatz im Ersten Weltkrieg und nahm an den letzten Isonzo-Schlachten teil. Im November 1918 trat Rakwetz sen. in Gmünd (NÖ) der neu gegründeten Volkswehr und der Sozialdemokratischen Partei (SDAP) bei und wurde auch zum Soldatenrat gewählt. Laut eigener Aussage entwendete er in dieser Funktion Waffen und Munition und stellte sie den Arbeiterräten der Eisenbahnerwerkstätte in Gmünd zur Verfügung. Im Frühjahr 1919 seien er und einige seiner Genossen bei einem Versuch, über die Grenze nach Ungarn zu gelangen, verhaftet worden. Sie wollten die dortige Räterepublik unterstützen. Wegen dem Diebstahl von Armeeeigentum musste Rakwetz sen. schließlich ins Gefängnis. Er saß ein Jahr in der Haftanstalt Stein/D.
Wie so viele Österreicherinnen und Österreicher, die im Widerstand gegen das Dritte Reich ihr Leben riskierten und oftmals geben mussten, sind auch die Namen von Theodor Rakwetz junior und senior nur wenigen bekannt. Mit dieser kurzen Skizze ihres Lebens sollen an die beiden, die den in der Moskauer Deklaration von 1943 geforderten „eigenen Beitrag“ zur Befreiung Österreichs leisteten, erinnern.
1921 trat Rakwetz sen. in Linz der Arbeiterwehr bei, 1923 dem Republikanischen Schutzbund. Am 25. Jänner 1925 wurde in Linz sein Sohn Theodor jun. geboren. Theodor Rakwetz sen. arbeitete zuerst für eine Baufirma und von 1926 bis 1934 in der sozialdemokratischen Druckerei Gutenberg. Theodor Rakwetz sen. war in der SDAP und im Arbeiter-Feuerbestattungsverein „Die Flamme“ aktiv. In letzterer gehörte er zur Landesleitung und war auch Leiter der Ortsgruppe Linz. Weiters engagierte sich Rakwetz sen. bei den Arbeiterturnern bzw. im Wehrsport.
Manchen Angaben zufolge nahm Theodor Rakwetz sen. den Rang des stellvertretenden Schutzbundkommandanten von OÖ ein. Er betätigte sich auch als Ausbildner und nach dem Verbot des Schutzbundes im Jahr 1933 in der Herstellung und beim Transport von Waffen. Am 8. Februar 1934 wirkte Rakwetz sen. am Beschluss, Widerstand zu leisten, mit. Am 12. Februar 1934 organisierte er an maßgeblicher Stelle die Bewaffnung von Schutzbündlern und kämpfte im Hotel Schiff in Linz.
Anfang März 1934 flüchtete Theodor Rakwetz sen. in die CSR, wo er der KPÖ beitrat. Mit dem ersten Schutzbund-Transport fuhr er im April 1934 in die Sowjetunion, wo er in Moskau in einer Druckerei, im Exekutivkomitee der Internationalen Roten Hilfe und in verschiedenen Großbetrieben arbeitete. Seine Frau Leopoldine und sein Sohn kamen aus Linz nach Moskau nach, wo sie im Schutzbundhaus wohnten. Hier lebte die Witwe des hingerichteten Karl Münichreiter neben der Familie Rakwetz.
Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion meldeten sich Rakwetz jun. und sen., die seit Jänner 1941 die sowjetische Staatsbürgerschaft besaßen, zum Einsatz in der Roten Armee. Zusammen mit anderen Österreichern, unter ihnen auch Hugo Müller aus Linz, wurde Rakwetz sen. zum Fallschirmkundschafter, dh für den Einsatz hinter der Front, ausgebildet. Auch sein Sohn Theodor jun. durchlief die Ausbildung. Er war mit gerade einmal 18 Jahren der jüngste Österreicher in der Sowjetunion, der Fallschirmkundschafter werden sollte.
Der Auftrag von Theodor Rakwetz jun. und sen. war die Erkundung von Truppentransporten und Industrieverlagerungen. Sie landeten im Mai 1943 jedoch 30 km vor dem vereinbarten Punkt in der Nähe von Berlin und wurden unmittelbar nach der Landung festgenommen.
Es gibt Hinweise, dass zumindest Theodor Rakwetz sen. vorerst in Königsberg festgehalten wurde. Die Gestapo Wien registrierte die beiden schließlich am 22. März 1944. Den Unterlagen zufolge zwang sie Theodor Rakwetz sen. und jun. zu einem so genannten „Funkspiel“. Das bedeutet, sie hätten den sowjetischen Funkpartnern falsche Angaben im Auftrag der Gestapo liefern sollen. Offenbar versuchte dabei Rakwetz jun. die sowjetischen Stellen zu warnen. Dieser „Spielverrat“ bedeutete das Todesurteil. Sein Vater war bereits am 19. Juli 1944 in das KZ Mauthausen eingeliefert worden, Theodor Rakwetz jun. wurde am 13. Oktober 1944 von der Gestapo Wien dorthin überstellt. Am 14. Oktober 1944 verstarben beide im KZ Mauthausen. Theodor Rakwetz sen. angeblich im „Arrest“, bei Theodor Rakwetz jun. findet sich in den Unterlagen des KZ der Eintrag „auf Befehl des RF-SS (Reichsführer SS, Anm. d. Verf.) erhängt“. Am selben Tag wurde noch ein weiterer Fallschirmkundschafter im KZ Mauthausen ermordet.
Nach 1945 waren Leben und Wirken von Theodor Rakwetz jun. und sen. nur wenigen bekannt. Eine Erinnerung oder Würdigung im öffentlichen Raum fand nicht statt. 1977 erhielten Theodor Rakwetz jun. und sen. zumindest das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs posthum verliehen. Die Witwe Leopoldine Rakwetz, die nach 1945 wieder nach Österreich zurückgekehrt war, war Mitglied im KZ-Verband. Eine würdige Ehrung dieser mutigen Linzer Widerstandskämpfer im öffentlichen Raum ihrer Heimat wäre mehr als wünschenswert.
aus: Mahnruf Oberösterreich. Zeitschrift für Freiheit, Recht und Demokratie, Nr 1/2019 (14)