Josef Teufl wurde am 24. November 1904 in Wien geboren. Er war der uneheliche Sohn eines Musiklehrers und einer Krankenschwester.
Nach dem Besuch von Volks- und Bürgerschule absolvierte Teufl von 1919 bis 1922 in der Lokomotivfabrik Krauss in Linz eine Lehre als Schlosser. Bei Krauss war er auch nach dem Lehrabschluss noch tätig. Von 1926 bis 1929 arbeitete Teufl in den Steyr-Werken, wo er sich der revolutionären Arbeiterbewegung annäherte. Vor allem die zunehmende Einführung der Akkordarbeit und die Zustände in der Fabrik schärften sein politisches Bewusstsein. 1929 wurde Teufl schließlich Mitglied der KPÖ. Im selben Jahr wechselte Sepp Teufl als Maschinenschlosser in die Linzer Tabakfabrik.
Diese Stelle hatte ihm seine Frau Johanna (geb. Leeb) verschafft, die er 1927 geheiratet hatte. Johanna Teufl war schon längere Zeit in der Tabakfabrik als Arbeiterin tätig. Sie brachte ihren Sohn Otto in die Ehe mit, gemeinsam mit Sepp Teufl sollte sie noch zwei weitere Kinder haben – Ingeborg (*1926) und Josef (*1944).
Sepp Teufl war wie sein Vater sehr musikalisch, konnte jedoch aufgrund der Umstände keine entsprechende Laufbahn einschlagen, sondern musste wie erwähnt einen „handfesten“ Lehrberuf ergreifen. Er pflegte jedoch sein Talent in der Freizeit, spielte Mandoline – ein Modeinstrument in der damaligen Zeit – und gründete ein Quartett.
In der Linzer Tabakfabrik engagierte sich Teufl gewerkschaftlich und schon bald wurde er zum Betriebsrat gewählt. Von 1932 bis zum Verbot der Gewerkschaften war er Vertrauensmann der Tabakarbeitergewerkschaft. Sepp Teufl war in der Linzer Arbeiterbewegung – weit über die KPÖ hinaus – bekannt und geachtet. Er verfügte auch über gute Kontakte zu linken sozialdemokratischen Kreisen und bemühte sich um eine Zusammenarbeit im Kampf gegen die drohende Zerschlagung der Arbeiterbewegung. So trat Teufl beispielsweise im Herbst 1933 bei einer Veranstaltung der SDAP in Linz als Gegenredner zu Otto Bauer auf.
Nach dem Verbot der KPÖ im Mai 1933 durch die Regierung Dollfuß wurde Sepp Teufl Landesobmann der KPÖ Oberösterreich. Unter dem Decknamen „Brand“ leistete er illegale politische Arbeit und wurde im September 1933 zum ersten Mal verhaftet.
An den Februarkämpfen 1934 in Linz nahm Teufl aktiv teil. Nach Flugblattaktionen und weiterer illegaler Arbeit verlor Teufl seinen Arbeitsplatz in der Tabakfabrik. Zwischen September 1934 und März 1935 hatte er zudem eine sechsmonatige Polizeistrafe wegen „kommunistischer Umtriebe“ und „staatsfeindlicher Handlungen“ abzusitzen. Während der Haft wählte ihn der 12. Parteitag der KPÖ in Prag im September 1934 zum Mitglied des Zentralkomitees. In den Jahren danach folgten mehrere Verhaftungen und Verurteilungen, auch wurde Sepp Teufl 1936 in das Anhaltelager Wöllersdorf eingewiesen. Während seiner diversen Aufenthalte in der Haft lernte er auch einige illegale Nationalsozialisten kennen und stritt mit ihnen über politische Fragen. Auch der spätere Gauleiter August Eigruber war einmal sein Zellengenosse.
Das Angebot, in die Schweiz ins Exil zu gehen, lehnte Teufl ab. Für seine Familie war diese Zeit sehr schwierig und Teufls Gattin Johanna musste mit ihrer Tätigkeit in der Tabakfabrik für das Einkommen sorgen.
Im Zuge des „Anschlusses“ kam Sepp Teufl im März 1938 für kurze Zeit in Haft. Nun setzte jedoch das Werben der Nationalsozialisten um den anerkannten Arbeiterführer ein. Persönlich wurde er von einem Funktionär mit den Worten aus der Zelle geholt: „Na, Sepp, jetzt siehst du, dass wir gewonnen haben, jetzt wirst du einen Aufschwung erleben! Unsere Partei ist eine richtige Arbeiterpartei! Wir werden euch zeigen, was wir zu leisten imstande sind, und dann hoffen wir, dass du ein Unsriger wirst.“ Teufl auf die Seite der Nationalsozialisten zu ziehen, wäre ein guter propagandistischer Schachzug gewesen. Das NS-Regime gab ihm auch die Arbeit in der Tabakfabrik zurück. Parallel dazu wurde Teufl aber von der Gestapo streng überwacht. Diese schrieb am 16. August 1939 nach Berlin:
„Teufl ist heute noch fanatischer Kommunist, verhält sich zwar momentan zurückgezogen, doch ist im Ernstfall mit seiner Aktivität zu rechnen.“
Wie nicht zuletzt dieser Bericht zeigt, waren alle Verlockungen und Drohungen des NS-Regimes umsonst – Sepp Teufl blieb ein scharfer Gegner der Nationalsozialisten und hielt seiner antifaschistischen Einstellung die Treue. Er betrieb weiterhin illegale Arbeit und war eine beliebte Ansprech- und Auskunftsperson von links eingestellten Menschen. Man gab viel auf seinen Rat – vor allem in jenen Zeiten als das Deutsche Reich überall auf dem Vormarsch war und der Nationalsozialismus einen Sieg nach dem anderen feierte. Teufl richtete eine illegale Druckerei ein, verfasste und erzeugte selbst Flugblätter und war ab 1940 Vorsitzender der neuen Landesleitung der KPOÖ.
Wegen politischer Unzuverlässigkeit wurde Sepp Teufl auch nicht zur Wehrmacht eingezogen, sondern arbeitete weiterhin in der Tabakfabrik. Nachdem sich Teufl geweigert hatte, ein Parteiamt der NSDAP zu übernehmen – Gauleiter Eigruber hatte ihm dies persönlich nahegelegt – wurde er im Juli 1943 nach Winniza in die Ukraine geschickt, um sich dort vom „wahren Gesicht des Bolschewismus“ zu überzeugen. Wieder zuhause musste Teufl in der Tabakfabrik in Vorträgen über seine Reise berichten. Dies war für ihn eine Gratwanderung – einerseits drohte ihm Repression, andererseits wollte ihn das Regime als Überläufer vorführen. Nach ein paar Rednereinsätzen wurde Teufl jedoch das Wort entzogen.
Im Jahr 1944 wurde schließlich durch einen Spitzel die Organisation der KPÖ im oö. Zentralraum („Welser Gruppe“) aufgedeckt und eine Verhaftungswelle war die Folge. Obwohl Sepp Teufl von einer Genossin geraten wurde zu flüchten, wollte er seine Familie nicht zurücklassen. Er fürchtete, dass sie sonst im Zuge der Sippenhaftung Repressionen zu erwarten hatte.
Am 9. September 1944 verhaftete die Gestapo Sepp Teufl bei seinem Haus im Linzer Industriegebiet. An diesem Tag sah er seine Familie – Sohn Josef war erst ein halbes Jahr – zum letzten Mal. Nach langer Ungewissheit erfuhr die Familie im Dezember 1944, dass sich Sepp Teufl im KZ Mauthausen befand. Zusammen mit rund 100 oö. Antifaschisten war er verhaftet und dorthin gebracht worden. Viele von ihnen fanden gleich in der ersten Zeit nach der Ankunft durch die Misshandlungen der SS den Tod bzw. wurden sie von dieser ermordet.
Insgesamt konnte Sepp Teufl fünf Briefe aus dem KZ Mauthausen an seine Familie schreiben. Die Briefe waren trotz der furchtbaren Bedingungen im KZ voller Zuversicht und Sepp Teufl versuchte seine Frau und seine Kinder zu trösten und sie zu ermutigen. Durch seinen Einsatz als Schmiedehelfer außerhalb des Lagers konnte er auch einige illegale Nachrichten abschicken. Am 30. März 1945 schrieb Sepp Teufl in seinem letzten aus dem KZ Mauthausen geschmuggelten Kassiber:
„Wenn die Ereignisse so forteilen wie gerade jetzt, so hoffe ich auf ein recht, recht baldiges Wiedersehen. Wir alle befinden uns hier in Höchstspannung und jeder malt schon die nahe Zukunft in den rosigsten Farben. Meine Rechnung geht jetzt bis 1. Mai.“
Sepp Teufl versuchte auch im KZ eine Organisation aufzubauen und Mitkämpfer für den Ernstfall zu gewinnen. Ein Ausbruchsversuch scheiterte jedoch im April 1945.
Als die baldige Ankunft der Alliierten selbst für die fanatischsten Nationalsozialisten absehbar war, ließ Gauleiter Eigruber durch einen persönlichen Befehl die oberösterreichischen Antifaschisten ermorden. Die alliierten Truppen sollten „keine aufbauwilligen Kräfte“ vorfinden.
In der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 wurden 42 Oberösterreicher in der Gaskammer von Mauthausen ermordet – unter ihnen Sepp Teufl. Nur einer, der für die Ermordung vorgesehenen Häftlinge, Richard Dietl, überlebte und legte nach der Befreiung Zeugnis über das Schicksal der im September 1944 verhafteten Oberösterreicher ab. Laut seiner Aussage ahnte Sepp Teufl die Absicht der SS, wollte trotz seiner relativ guten psychischen und körperlichen Verfassung aber nicht flüchten, sondern bei seinen Kampfgefährten bleiben.
Die Aktion in der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 war die letzte Ermordung durch Gas im KZ Mauthausen.
Sepp Teufls Familie musste nach seinem Tod eine schwere Zeit durchleiden. Sie wurden zwar als Hinterbliebene eines NS-Opfers und Widerstandskämpfers anerkannt, trotzdem war ihre soziale Lage nicht einfach. Teufls Gattin Johanna verstarb schon 1962 an Herzversagen. Wie ihre Tochter Ingeborg war sie im KZ-Verband Oberösterreich aktiv. Noch 1945 wurde in Linz eine Straße am Bindermichl nach Sepp Teufl benannt. An der Tabakfabrik erinnert eine Gedenktafel an Sepp Teufl und 4 weitere Arbeiter der Tabakfabrik – Rudolf Kühberger, Heinrich Obermayr, Hugo Müller und Anton Schmelensky, die im Kampf gegen den Faschismus ihr Leben gaben.
Seine Tochter Inge Ertelt veröffentlichte das Buch „Meine Rechnung geht bis Anfang Mai“, das via Kontaktformular beim KZ-Verband/VdA Oberösterreich bestellt werden kann.
Buchtip
Meine Rechnung geht bis Anfang Mai.
Aus dem Leben des Widerstandskämpfers Sepp Teufl (1904 – 1945)
Die Gestapo verhaftete Sepp Teufl, illegaler OÖ. Landesobmann und Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ. Nur wenige Tage vor der Befreiung Österreichs wurde er gemeinsam mit weiteren 41 Widerstandskämpfern in der Gaskammer des KZ-Mauthausen ermordet. Mit diesem Buch errichtet seine Tochter Ingeborg Ertelt ihrem Vater in Denkmal der Erinnerung.
Edition Geschichte der Heimat, Grünbach 2003, 117 Seiten, ISBN 3-902427-03-5, Preis 14,90 Euro.