Der KZ-Verband/VdA OÖ führte am Sonntag, 10. Mai 2020 in der Gedenkstätte Mauthausen trotz Absage der Befreiungsfeier im kleinen Rahmen – unter Einhaltung der Auflagen – zahlreiche Kranzniederlegungen durch.
Eine kleine österreichische Delegation mit einer Rot-Weiß-Roten Fahne an der Spitze zog durch das Lagertor auf den Appellplatz ein und legte einen Kranz der Arbeitsgemeinschaft der NS-Opfer und WiderstandskämpferInnen, des KZ-Verband/VdA OÖ, der FreiheitskämpferInnen OÖ sowie Nelken nieder. An der österreichischen Delegation auf den Appellplatz beteiligten sich neben dem KZ-Verband/VdA OÖ und der FreiheitskämpferInnen OÖ die KJÖ, die SJOÖ sowie die PdA.
Anschließend fanden noch Gedenkkundgebungen sowie Kranzniederlegungen im kleinen Rahmen statt. An der Klagemauer wurde bei der Gedenktafel für den Sowjet-General Karbyschew ein Kranz niedergelegt.
SJOÖ und KJÖ gedachten an der Klagemauer bei der Gedenktafel der ermordeten Mitglieder von SAJ und KJV.
An der Gedenktafel der 42 an der Klagemauer hielt der Landesvorsitzende des KZ-Verband/VdA OÖ, Harald Grünn sowie die PdA eine Gedenkrede. Die KPÖ-OÖ führte ihre Gedenkrede mit zeitlichem Abstand durch.
Im Vorfeld der Feierlichkeiten zu 75 Jahre Befreiung wurde übrigens die Gedenktafel für die 42 Widerstandskämpfer, die in der letzten Vergasungsaktion in Mauthausen ermordet wurde, vom KZ-Verband/VdA OÖ saniert.
In seiner Gedenkrede führte der Landesvorsitzende des KZ-Verband/VdA OÖ u.a. aus:
Wir versammeln uns heuer – angesichts der Absage der Befreiungsfeier aufgrund der Corona-Krise – im kleinsten Rahmen anläßlich der Befreiung Mauthausens vor der 2001 enthüllten Gedenktafel für die 42 Antifaschisten, die vom 28. auf 29. April 1945, wenige Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, in die Gaskammer getrieben und ermordet wurden. Die meisten von Ihnen waren Teil der sogenannten „Welser Gruppe“.
Die Bezeichnung „Welser Gruppe“ stammt von der Gestapo. Die Gestapo berichtete im September 1944 über den „Stand der illegalen Kommunistischen Partei Österreichs, Gebiet Oberdonau“. Aus der Planskizze der Gestapo geht hervor, dass in dieser Organisation 158 Männer und Frauen tätig waren und verhaftet wurden. Diese Widerstandsorganisation war in den Gemeinden Ebensee, Gmunden, Gschwandt, Laakirchen, Lambach, Linz, Steyr, Stadl-Paura und Wels verankert. In diesen Orten gab es in den wichtigsten Betrieben illegale Gruppen. Die Widerstandsorganisation umfasste Menschen unterschiedlicher politischer Gesinnung, wobei jedoch die Kommunisten die führende Rolle einnahmen.
Die Gestapo begann am 7. September 1944 mit der Verhaftungswelle. Die Frauen wurden in Linz inhaftiert, der Großteil der Männer wurde ins KZ Mauthausen eingeliefert, wo die Linzer Gestapo eine Nebenstelle errichtet hatte.
Diejenigen der Welser Gruppe, die die Torturen und Qualen bis knapp vor Kriegsende in Mauthausen überlebten, wurden auf direkten Befehl des Nazi-Gauleiters von Oberdonau in der letzten Vergasungsaktion in Mauthausen am 28. April 1945, einen Tag nach der Proklamation der Unabhängigkeitserklärung und Regierungsbildung, ermordet. Nur einem der 43 Todeskandidaten, dem Welser Richard Dietl gelang es sich mit Unterstützung des Lagerwiderstands zu verstecken und die Befreiung zu erleben, um über das Schicksal dieser mutigen und aufrechten Menschen zu berichten.
Der Mordbefehl wurde auch an anderen Orten vollstreckt, so in Schörgenhub an Risa Höllermann und Gisela Tschofenig-Taurer.
Insgesamt mehr als 40 Prozent der verhafteten Männer und Frauen der Welser Gruppe starben bei den Verhören der Gestapo, bei Folterungen in den Konzentrationslagern, bei Erschießungen, in der Gaskammer oder bei US-Bombenangriffen auf Linz in ihren Gefängniszellen.
Erinnert sei aber auch hier beispielhaft an die Zerschlagung der Freistädter Gruppe, der Linzer Gruppe Münichreiter, der Hinrichtung Punzers in Stadelheim, den Hinrichtungen von Burger, Friemel und Vesely in Auschwitz, an Hugo Müller, der am 23. November 1944 im Partisanenkampf gegen SS in der Steiermark fiel, an Vater und Sohn Theodor Rakwetz, die als Kundschafter der Roten Armee am 14. Oktober 1944 in Mauthausen ermordet wurden.
Wir gedenken aller österreichischen Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer, die im Kampf gegen den Faschismus ihr Leben lassen mussten. Sie haben den in der Moskauer Deklaration von 1943 geforderten „eigenen Beitrag“ zur Befreiung Österreichs mit Ihrem Blut geleistet. Nach wie vor gibt es nicht für alle ein sichtbares Erinnerungszeichen wie diese Gedenktafel.
Wir sind Ihnen für diesen opfervollen Kampf für immer zu Dank verpflichtet, wir werden ihre Taten in Erinnerung behalten, sie sind uns Verpflichtung im Hier und Jetzt in Ihrem Sinne zu handeln!
Desweiteren befasste sich Grünn mit dem illegalen Widerstandskampf hinter Mauern und Stacheldraht von Mauthausen, den Etappen des Widerstands in Mauthausen sowie dessen Formen und Methoden. Insbesondere behandelte der Landesvorsitzende des KZ-Verband/VdA OÖ auch die Militärorganisation des internationalen Lagerkomitees und dessen Rolle bei der Befreiung und Verteidigung des Lagers. Abschließend verurteilte Harald Grünn auch die geschichtsverfälschende und antikommunistische EU-Resolution vom September 2019, in der entgegen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen behauptet wird, dass erst mit dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag „die Weichen für den Zweiten Weltkrieg gestellt wurden“. Darin wird auch der Nazi-Faschismus und Sozialismus/Kommunismus, Nazi-Deutschland und die Sowjetunion gleichsetzt und verurteilt, es wird behauptet, das faschistische Hitler-Deutschland und die Sowjetunion hätten zu gleichen Teilen Schuld am Zweiten Weltkrieg und wären für dessen Opfer und Folgen gleichermaßen verantwortlich. „Dies widerspricht völlig der historischen Wahrheit, die zu verteidigen wir verpflichtet sind“, so der Landesvorsitzende des KZ-Verband/VdA OÖ.
Die FreiheitskämpferInnen OÖ hielten wiederum ihre Gedenkrede bei der Gedenktafel für Richard Bernaschek. Anschließend fanden bei den nationalen Denkmälern sowie beim Denkmal im Krankenlager (Russenlager) zahlreiche Kranzniederlegungen statt.
Auch am Denkmal in Ried in der Riedmark in Erinnerung des Ausbruchs der sowjetischen Offiziere aus dem Todesblock wurde von der Delegation von KZ-Verband/VdA OÖ und FreiheitskämpferInnen OÖ Kränze und Blumen niedergelegt.