Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,
Wir wissen: Hitler war kein Betriebsunfall der Geschichte. Die NSDAP wurde vom Großkapital mit Millionenbeträgen gefördert und ihr wurde schließlich die Regierungsgewalt in Deutschland 1933 übertragen. In deren Interesse wurden die Organisationen der Arbeiterbewegung zerschlagen und der imperialistische Aggressionskrieg vom Zaun gebrochen, um die Vorherrschaft im zweiten Anlauf zu erlangen. Die Ergebnisse sind bekannt.
Mehr als 50 Millionen Tote mahnen und verpflichten uns!
In letzter Zeit tauchen selbst bereits nach dem NS-Verbotsgesetz verurteilte Neonazis wieder organisiert und offensiv in der Öffentlichkeit, in Schulen, Betrieben, auf Sport- und Kulturveranstaltungen, Festen, sogar Demonstrationen auf und versuchen mit sozialer Demagogie und rassistischer Hetze neue Anhänger zu rekrutieren. Gleichzeitig versuchen Sie, unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit das NS-Verbotsgesetz zu Fall zu bringen.
Aber Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!
Wir fordern daher von dieser Stelle die Exekutive und Justiz auf, endlich ihren Pflichten nachzukommen und das NS-Verbotsgesetz zu vollziehen!
Manche Demokraten und Antifaschisten hegen die Hoffnung, im Rahmen der EU den Neofaschismus oder Rechtsextremismus wirksam bekämpfen zu können, ihm so die Grundlage zu entziehen oder ihn zumindest einzudämmen. Sie verklären die EU zu einem Hort der Demokratie und zu einer Sozial- und Friedensunion, ohne die Österreich untergehen würde. Doch wie sieht die Realität im Europa der Konzerne und Generäle aus:
- Ausverkauf der Verstaatlichten Industrie als Vorbedingung für den Eintritt in die EU
- Zwangsliberalisierung, Ausverkauf der letzten Reste des öffentlichen Eigentums
- Massenarbeitslosigkeit und Lohndumping
- Aushebelung der Kollektivverträge und Streikverbot
- Zerschlagung der Sozial- und Pensionssysteme
- als Friedens-und Hilfsmissionen getarnte Kriegseinsätze vom Balkan über Afrika bis nach Asien.
Sicherheitshalber wird die österreichische Bevölkerung gar nicht erst zur Abstimmung über den sogenannten EU-Reformvertrag gebeten.
Ein Antifaschismus auf der Höhe der Zeit muss daher auch in dieser Frage sich eine klare Position erarbeiten, wenn er erfolgreich agieren will!
Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten!
Heuer jährt sich zum 70igsten Mal die Okkupation Österreichs. Nur so viel dazu: Der 12. März 1938 ist ohne den faschistischen Korneuburger Eid, der Ausschaltung des Parlaments, des stetigen Zurückweichens und der schließlichen Zerschlagung der Arbeiterbewegung durch den austrofaschistischem Ständestaat nicht erklärbar. Während im Februar 1934 das Bundesheer mit Kanonen Arbeiterwohnungen unter Feuer nahm, fiel am 12. März 1938 kein Schuß zur Verteidigung vor Nazi-Deutschland.
Die österreichischen Widerstandskämpfer setzten Ihr Leben unter schwierigsten und gefährlichsten Bedingungen im Kampf gegen Faschismus und Krieg, für ein freies und unabhängiges Österreich ein. Ihre Taten, Ihre Opfer sind Unvergessen und uns Verpflichtung!
70 Jahre nach der Okkupation Österreichs durch Nazi-Deutschland leben nur mehr wenige Widerstandskämpferinnen und -kämpfer und Opfer des Faschismus. Viele von Ihnen leben in Not, während Gestapo- und SS-Schergen sogar ihre Zeit des Verbrechens als Pensionsversicherungszeiten anerkannt bekommen. Schon kurz nach der Befreiung 1945 im Zuge des aufkommenden kalten Krieges erhielten die Nazis ihre alten Führungspositionen zurück, während Antifaschisten ins Abseits gedrängt wurden.
Nur mehr wenige der Widerstandskämpfer und Opfer stehen Euch als Zeitzeugen zur Verfügung. Nutzt die Gelegenheit und sprecht mit den Zeitzeugen über Ihre Erfahrungen, Ihr Leben!
Ich möchte vor dem Mahnmal, das mit Granit aus Mauthausen erschaffen wurde, mit einem Auszug aus dem Mauthausen-Schwur abschließen und die Gelegenheit nutzen, Euch aufzurufen, an der Befreiungsfeier im ehem. KZ-Mauthausen am Sonntag, dem 18. Mai 2008 teilzunehmen.
Der Februar- und Spanienkämpfer Heinrich Dürmayer verlas am 16. Mai 1945, wenige Tage nach der Befreiung des KZ-Mauthausens für das internationale Komitee im Namen aller ehemaligen politischen Häftlinge von Mauthausen den folgenden Mauthausen-Schwur:
Der vieljährige Aufenthalt im Lager hat in uns das Verständnis für die Werte einer Verbrüderung der Völker vertieft.
Treu diesen Idealen schwören wir, solidarisch und im gemeinsamen Einverständnis, den weiteren Kampf gegen den Imperialismus und nationale Verhetzung zu führen. So, wie die Welt durch die gemeinsame Anstrengung aller Völker von der Bedrohung durch die hitlerische Übermacht befreit wurde, so müssen wir diese erkämpfte Freiheit als das gemeinsame Gut aller Völker betrachten.
Der Friede und die Freiheit sind die Garantien des Glücks der Völker, und der Aufbau der Welt auf neuen Grundlagen sozialer und nationaler Gerechtigkeit ist der einzige Weg zur friedlichen Zusammenarbeit der Staaten und Völker…
Es lebe die internationale Solidarität! Es lebe die Freiheit!“
Redebeitrag des Landesvorsitzenden des KZ-Verbands/VdA Oberösterreich, Mitglied des Bundespräsidialausschußes des KZ-Verband/VdA, Harald Grünn auf der Abschlußkundgebung der Antifa-Demo in Braunau am 19. April 2008.