
Auch wenn die Befreiung großer Territorien durch die militärischen Kräfte der Anti-Hitler-Koalition von den faschistischen Okkupanten schon im Jahre 1944 beeindruckende Erfolge gebracht hat, so bleibt doch der 27. Januar 1945 ein symbolisches Datum. Seit vielen Jahren wird – auf Beschluss der Vereinten Nationen – der 27. Januar weltweit als Internationaler Gedenktag für die Opfer des Holocaust begangen. Untrennbar verbunden ist dieser Tag mit der Befreiungsleistung der sowjetischen Streitkräfte, die an diesem Datum das Vernichtungslager Auschwitz erreichten.
Schon in den Tagen zuvor wurden wichtige polnische Städte durch die Rote Armee befreit, am 17. Januar die polnische Hauptstadt Warschau, nachdem ja der Warschauer Aufstand der „Heimatarmee“ vom Sommer 1944 mit aller Härte niedergeschlagen wurde. Am 19. Januar war die südpolnische Stadt Krakau frei. Es dauerte noch bis zum am 27. Januar 1945, bevor es der 60. Armee der I. Ukrainischen Front, deren Oberkommandierender Marschall Iwan S. Konew war, gelang, das Vernichtungslager Auschwitz zu befreien.
Auschwitz – und das gilt es immer wieder zu betonen – steht bis heute als Symbol für die unfassbare Monstrosität der faschistischen Vernichtungspolitik. In das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz wurden vom Sommer 1940 bis Januar 1945 über 1,3 Mio. Menschen aus ganz Europa, Juden, Sinti und Roma, politische Gegner und andere Ausgegrenzte verschleppt, mindestens 1,1 Mio. wurden in den Gaskammern, durch Erschießungen oder durch „Vernichtung durch Arbeit“ für den IG Farben Konzern und andere Rüstungsbetriebe ermordet.
Obwohl die transportfähigen Häftlinge des Lagers in den Tagen zuvor auf Todestransporte getrieben wurden, leisteten Einheiten der Waffen-SS und der Wehrmacht noch erbitterten militärischen Widerstand, so dass über 230 sowjetische Soldaten bei der Befreiung von Auschwitz ihr Leben ließen. Am Vormittag des 27. Januar 1945 erreichte die 322. Infanteriedivision der 60. Armee der 1. Ukrainischen Front unter dem Oberbefehl von Generaloberst Pawel A. Kurotschkin zuerst das Lager Monowitz. Im Laufe des Tages Auschwitz I und Birkenau, wo sie noch insgesamt etwa 7.000 kranke und entkräftete Häftlinge befreiten, von denen einige bereits in den ersten Tagen der Freiheit starben. Unter den Befreiten befanden sich über 200 Kinder im Alter bis zu 15 Jahren, zumeist Zwillinge, die als Versuchsobjekte für SS-Ärzte vorgesehen waren. Auf dem Gelände selber fanden die sowjetischen Soldaten etwa 600 Tote – Häftlinge, die von SS-Männern noch unmittelbar vor ihrem Abzug erschossen worden waren.
Diese Fakten dürfen niemals in Vergessenheit geraten. Stehen sie doch symbolisch für alle Verbrechen des Nazismus und für die Befreiungsleistung der Anti-Hitler-Koalition. Vollkommen zurecht erklärten Überlebende von Auschwitz Anfang März 1945 in einer Botschaft: „Wir, die geretteten ehemaligen Häftlinge, verdanken unsere Rettung der tapferen Roten Armee und bitten die internationale Öffentlichkeit und ihre Regierungen hiervon Kenntnis zu nehmen und in unserem Namen hierfür Dank abzustatten.“
Umso skandalöser ist es, dass diese Befreiungsleistung seit vielen Jahren – und das nicht erst seit dem russisch-ukrainischen Krieg – seitens der polnischen Regierung verfälscht wird und es Bestrebungen gibt, dies aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verdrängen. Zum 75. Jahrestag der Befreiung erinnerten weder die Regierung noch die Stadtverwaltung an die Befreiung von Warschau, sondern Veteranen des Krieges und antifaschistische Verbände. Und zur internationalen Gedenkfeier am 27. Januar in Auschwitz wurde zwar der deutsche Bundespräsident Steinmeier, aber kein Vertreter der Russischen Föderation eingeladen. Solche politischer Ignoranz gegenüber den Befreiern hat sich mit der Tusk-Regierung gegenüber früheren Regierungen nicht verändert. Vielmehr kann sie sich jetzt sogar auf die Europäische Union beziehen, bei der das „Vergessen“ der sowjetischen Befreier zur „europäischen Geschichtspolitik“ wurde.
Die FIR und ihre Mitgliedsverbände sind nicht bereit, solcher Geschichtsrevision zu folgen. Sie werden weiterhin dieses Datum zum Anlass nehmen, der Opfer der faschistischen Vernichtungspolitik zu gedenken und gleichzeitig die Befreiungsleistungen der Kämpfer der Roten Armee als Teil der Anti-Hitler-Koalition angemessen würdigen – gerade auch am 27. Januar 2025.
FIR – Internationale Föderation der Widerstandskämpfer – Bund der Antifaschisten